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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 2.2005
Seite: 136
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-02/0138
Für Vikar Link, in den frühen 1820er Jahren dem alternden Pfarrer Martin zur
Seite gestellt, war der Umgang am dritten Sonntag im Juli auf alle Fälle ein seit
alter Zeit herrschender Brauch - und ein Ärgernis! Bei dieser Gelegenheit nämlich
fände sich in Eichsei viel Volk ein. ..worunter sich viele Luterischevangelische
Christen mit gezückter Achsel und lächelter Mine als Zuseher befinden." Außerdem
würde allerhand Markttreiben dieses kirchliche Ereignis begleiten.2' Der
..Eichsler Umgang'* als Volksfest also. Eine Zwischenfrage sei an dieser Stelle
erlaubt: Waren die Nachfahren der einstigen Wallfahrer aus dem Wiesental jetzt
vielleicht als spöttisch-interessierte Zaungäste zurückgekehrt?

Aber zurück zu Vikar Link: Für den an den Wessenbergischen Reformen orientierten
Geistlichen stellte der Eichsler Umgang das Gegenteil eines aufgeklärten
Religionsvollzugs dar. der mit seiner Beliebtheit zudem für leere katholische
Kirchen in der Umgebung sorgte. Er habe daher anfänglich versucht, dieses Fest
ganz abzuschaffen, was aber nichts gefruchtet hätte.:s Daraufhin war Link offenbar
vorsichtiger geworden und versuchte mit Hilfe ..zweckmäßiger Predigt das
Fest zu einem vernünftigen Ablauf zu führen'04. Egal was dabei herausgekommen
war - diese Wallfahrt gehörte in seinen Augen abgeschafft, weshalb er sich
im Oktober 1820 an den Bistumsverweser in Konstanz wandte. Und Wessenberg
gab dem Ersuchen statt.30 Als ..dem wahren Geiste christlicher Andacht durchaus
nicht entsprechend und vorzüglich darum zweckwidrig, weil durch das Zuströmen
eine große Volks-Anzahl aus den benachbarten katholischen Orten den Besuch des
pfarrlichen Gottesdienstes... verhindert und vernachlässigt wird", wurde die Aussetzung
des Allerheiligsten und der Jungfrauenreliquien sowie die anschließende
Prozession des „Eichsler Umgangs" verboten. Ebenso hatte künftig eine Ankündigung
dieser Festlichkeit in den angrenzenden Pfarreien zu unterbleiben. Aus dem
kultvollen ..Eichsler Umgang" sollte eine religiöse Unterrichtsveranstaltung wie
jeder andere Sonntag auch mit Gottesdienst in deutscher Sprache und Christenlehre
am Nachmittag werden.

30 Jahre später hält eine Kirchenvisitation den Ist-Stand in Sachen ..Eichsler
Umgang" wie folgt fest: Eine Prozession an diesem Sonntag fände nicht statt,
allerdings würde an diesem Tag immer noch viel Besuch nach Eichsei kommen.
Zudem wäre dieser Sonntag dadurch hervorgehoben, dass am Vorabend und am
Morgen die Jungfrauen des Ortes beichten und dann die Kommunion empfangen
würden.31 Und ein Jahr später, im Mai 1852. ergänzte dazu Pfarrer Alois Schreiber,
seit 1837 in Eichsei: Weder Prozession noch Markt fänden am dritten Juli-Sonntag
statt. Nur die Deckel der Särge mit den drei Reliquien würden gehoben und
die Jungfrauen der Pfarrgemeinde mit Kränzen und festlich gewandet die heilige
Kommunion empfangen. Obwohl es eine Verkündigung des Festes in der Umgebung
nicht mehr gäbe, würde eine große Anzahl von Katholiken aus der Nachbarschaft
und von weiter weg an diesem Tag den Weg nach Eichsei finden.32 Der
Eichsler Umgang hatte zu Beginn der 1850er Jahre in seiner kultischen Intensität
also deutlich nachgelassen, zeichnete sich aber immer noch durch eine herausgehobene
Stellung im Eichsler Kirchenjahr und jenem der Umgebung aus. Einge-

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