http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-01/0053
In der Nähe ist eine Künstlerin bestattet, deren Werke im Keramikmuseum
ausgestellt sind: Elisabeth Winter-Bonn (1914-2003). Auf dem Grabstein findet
sich eines ihrer Werke, zwei kleine trauernde Gestalten in Bronze. Sie gestaltete
Kleinplastiken aus der alltäglichen Welt, vielfach in Terrakotta mit bunten Pla-
kafarben.
Ein weiterer moderner Stein von 2004 ist der Betrachtung wert. In rotem Sandstein
ist eingebettet ein silberner Löffel. Der Verstorbene war Küchenmeister. In
einer fensterähnlichen Öffnung des Steins steht die filigrane Figur eines Vorwärtsschreitenden
, nachempfunden dem Werk des Künstlers Alberto Giacometti. den
der Verstorbene sehr schätzte. Das Grab ist bepflanzt mit Kräutern wie Thymian
und Salbei, die an den Beruf des Verstorbenen erinnern.
Ein weißer Marmorstein von 1982 lenkt den Blick des Betrachters auf sich. Er
zeigt als Relief das anmutige Bild einer jungen Frau mit einem Füllhorn und Blumen
. Es ist gestaltet nach einem Fresco der Villa Adriana in Stabiae. Beim großen
Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr. wurde das Haus verschüttet, aber das Fresco später
wieder freigelegt. Es befindet sich jetzt im Museum in Neapel. Der Stein erinnert
an ein früh verstorbenes junges Mädchen.
Der Grabstein Dufner hat einen Bezug zur heutigen Zeit. Wie eine Anfrage beim
Schwedischen Königshaus ergab, war Frau Martha Dufner. geb. Sommerlath, die
Tante der Königin Silvia von Schweden. Bei ihrer Beerdigung 1980 lag ein Kranz
dort in den Schwedischen Farben mit Widmung des Königshauses.
In der Südwestecke der Friedhofsmauer findet man bei genauem Hinsehen eine
handgroße ovale Metallplakette, die an einen bedeutenden Mann erinnert: Karl
Otto Kiepenheuer. 1910-1975, der Gründer des Fraunhofer-Instituts in Freiburg,
das später ihm zu Ehren benannt wurde. Er war der Sonnenphysiker, der die Observatorien
auf dem Schauinsland und auf Teneriffa zur Beobachtung der Vorgänge
auf der Sonne gründete. Er war bei seinen Mitarbeitern sehr beliebt. Kurz vor seinem
plötzlichen Tod in Mexiko, wo er nach einem neuen Standort für ein Observatorium
suchte, hatte er sich noch eine neue Querflöte gekauft.
Eine unscheinbare schwarze Tafel von 1905 an der Südmauer erinnert an den
..Wasserdoktor" Greder. Er bewunderte Sebastian Kneipp und wollte mit seinen
Verfahren aus Staufen das „Wörishofen des Schwarzwaldes*' machen. Er hatte
ziemlich gute Erfolge, aber das Anna-Bad wurde dann doch geschlossen. In heute
als modern geltender Weise ging er auf den Patienten als Menschen ein und beriet
auch Mütter bei Erziehungsfragen.
Das Denkmal zur Erinnerung an den 1. Weltkrieg wurde von Roderich Jerusalem
im Jugendstil gestaltet. Er lebte von 1918-1934 in Staufen und vertrat damals den
Kunststil der nationalsozialistischen Zeit. 1967 verstarb er in Lörrach. In einem
Aufsatz über ihn wird gesagt, dass er aus der Familie des Karl Wilhelm Jerusalem
stammte, der aus unerfüllbarer Liebe 1772 in Wetzlar Selbstmord beging und als
Vorbild für Goethes „Die Leiden des jungen Werther" diente.
Ein großer steinerner Engel mit einem Blumenkranz im Haar breitet schützend
seine Arme aus, erinnernd an eine Schutzmantel-Madonna. Darunter sind die Na-
51
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-01/0053