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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 1.2006
Seite: 77
(PDF, 28 MB)
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hat seine tatkräftige Frau Magdalena seine Geschäfte, besonders den Holzhandel,
erfolgreich weitergeführt.

Anfang der 50er Jahre streifte das Bad einen wenn auch makabren Hauch großer
Politik. Dieser Hägelin nämlich beherbergte einen Gast, den berühmt-berüchtigten
Major Hennenhofer. den angeblichen Mörder Kaspar Hausers. In seinem Zimmer
musste man jede Nacht eine Kerze brennen lassen und auf die Frage, vor was er sich
denn fürchte, sagte er, er sei kein gewöhnlicher, sondern ein großer Sünder (mündliche
Überlieferung und vom Chronisten 30 Jahre später schriftlich festgehalten). Begraben
hat man ihn auf dem alten Friedhof in Freiburg (Stadtstraße). Mehrere Jahre
stand am Todestag Kaspar Hausers das Wort ..Mörder'" auf seinem Grabstein, bis
dieser entfernt wurde. Major Hennenhofer hat auch die oben erwähnte Aufzeichnung
der Geschichte des Bades leihweise mitgenommen, und da er bald darauf starb und
seine Schriften konfisziert wurden, ist ihre Spur verloren gegangen.

Dass das Bad Grünem sehr bekannt war. geht aus einem Bericht der ..Freiburger
Zeitung" vom 25. August 1849 hervor. Er lautet:

..Staufen, 25. August. Unfern von der heutigen Amtsstadt liegt in reizender Gegend
, am Eingang des schönen Münstertales, das freundliche Dorf Grunern. Darin
befindet sich eine seit Jahrhunderten als Heilmittel wohlbekannte Badeanstalt,
eine der ältesten im Breisgau. Nach den vieljährigen Beobachtungen und Erfahrungen
mehrerer ausgezeichneter Arzte hat die vorzüglich natronhaltige Quelle
sich in rheumatischen Krankheiten, bei Gicht. Stockungen, Drüßen. Lähmungen
usw. auffallend wirksam bewährt. Ein bekannter französischer Oberst, gelähmt an
beiden Füßen, fand im vorigen Jahr hier die Heilung, welche er vergeblich in den
berühmtesten Bädern gesucht hatte. Auch in diesem Jahr hat bei ähnlichen Leiden
die treffliche Wirksamkeit der Quelle sich erprobt, deren Anerkennung somit in
weiteren Kreisen verbreitet zu werden verdient."

Florian Hägelin verstarb 1860. Sein Grabstein, hergestellt aus Sandstein seiner
Steingrube, ist auf dem hiesigen Friedhof noch erhalten. Den Grabstein seines am
5. Februar 1848 verstorbenen Vaters Joseph Hägelin - ein Denkmal von hohem
künstlerischem Wert - habe ich vor der „Entsorgung" gerettet und er kann bei uns
besichtigt werden.

Die Energie seines Charakters ging aber nicht nur auf seine nach Amerika ausgewanderten
Söhne über, sondern auch auf seine hiergebliebene Tochter Maria
Theresia (geb. 1838. gestorben 17.06.1893). 1864 übernahm sie das Badhaus und
verheiratete sich im gleichen Jahr mit Hermann Dischinger aus dem Etzenbach.
Ihnen folgte ihre Tochter Elisabeth, deren zwei Brüder auch wieder nach Amerika
auswanderten. Elisabeth leitete das Bad mit viel Umsicht und großem Fleiß zusammen
mit ihrem Mann Albert Marquart aus Sulzburg. Dieser, ein Kaufmann,
war sehr vermögend. Eine seiner ersten Aufgaben bestand darin, 30 neue ..Fensterstöcke
" einbauen zu lassen, also neue Fenster. Dass auch in diesem Zeitabschnitt
das gut geführte Badhaus eine große Rolle im Dorf spielte, geht aus vielen Zeitungsanzeigen
und Berichten hervor. Nicht zu vergessen, die schöne, kolorierte
Postkarte, die Albert Marquart anfertigen ließ.

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