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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 1.2006
Seite: 85
(PDF, 28 MB)
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Ketten absperren und unpassierbar machen, um jeglichen Transport von Nahrungsmitteln
für Breisach zu unterbinden. Im Sommer 1637 hatte man noch Ochsen zur
Verpflegung in die stark befestigte Stadt geführt; ein Jahr später wurden Besatzung
und Bevölkerung dann doch Opfer einer nicht zu beschreibenden Hungersnot.

Aber lassen wir uns berichten, was damals, vor knapp 370 Jahren, passierte.

Den 5. Weinmonat [September] Anno 1637 uw Herr Jerg Meron von Brisach
mit einem von Frucht geladenen Berner Schiff alhier bey unß zu Basell angelangt
... Meron hatte also in der Schweiz Korn gekauft und wollte dies nach Breisach
transportieren lassen. Sehr oft war während des Dreißigjährigen Kriegs keine
Verschiffung möglich, so dass beispielsweise in Rheinfelden lagerndes Getreide
nicht nach Breisach geführt werden konnte.3' Bis nach Basel war Meron mit einem
..Berner Schiff' gekommen, einem flach im Wasser liegenden Transportschiff.
Die Maße dieses sog. Weidlings4' waren von der Zunft der Schiffsleute in Bern
genau vorgeschrieben: 13.124 m lang, vordere Breite und Höhe 0.969 m, hintere
1,044. Die Wand vorn - von Bug kann man hier nicht sprechen - war 1,044 m
hoch, hinten 1,118 m. Diese Art von Schiffen war in Europa weit verbreitet, denn
wegen ihres geringen Tiefgangs waren sie auf den ungebändigten Flüssen mit ihren
Untiefen am besten einzusetzen. Hinzu kam, dass sie leicht und kostengünstig
zu bauen waren. Die Stadt Bern verbot jedoch deren Export wegen Holzmangels
und wollte daher 1553 Neuenburg keinen solchen Weidling liefern.5' Die Stadt am
Rhein besaß jedoch schon längst solche Schiffe, denn auf dem Gemarkungsplan
von 1526 sind neben kleinen Nachen auch Weidlinge abgebildet. Diese Schiffe
wurden bis ins 20. Jahrhundert für den Transport von Kies und Steinen wie auch
für Vieh verwendet.6'

Kehren wir zu Meron zurück. Nach seiner Ankunft in Basel wandte er sich an
den Rat der Stadt und wurde schließlich spätabends in die „Mindere Statt" zu
Rudolf Böbelin geführt, den er für die Überführung des Schiffes nach Breisach
anwerben wollte. Er solle sich gedulden, meinte Böbelin, bis die Zunft der Schiffsleute
sich versammeln würde. Strenge Regeln herrschten bei den Zünften, alle
Aufträge mussten erst dem Zunftmeister mitgeteilt werden, und danach wurde der
für die Aufgabe geeignetste Schiffsführer ausgesucht. Meron hatte es aber eilig
und wollte noch bei Taa in Breisach ankommen: außerdem war sein Getreide nass
und sollte schnellstens zum Trocknen ausgebreitet werden. Am nächsten Morgen
stand er deshalb in aller Herrgottsfrühe wieder vor Böbelins Haus. Auf inständiges
Bitten hin erklärte dieser sich endlich bereit, Meron und die übrigen Mitreisenden
durch die Untiefen des Rheins zu lotsen. Der Oberrhein war damals ein breiter
Strom, der sich an manchen Stellen in mehreren Armen über einen Kilometer weit
ausdehnte. Öfters änderte das Hauptflussbett seinen Lauf, riss an einer Stelle Land
weg und spülte es an einer anderen wieder an. Wenn der Fluss nicht genug Wasser
führte, gab es daher zahlreiche Untiefen, die nur ein erfahrener Schiffsführer kannte
.

Als Böbelin und die Mannschaft gerade dabei waren, das Schiff für die Abfahrt
fertig zu machen, kam ein ungestiemer Wind auf, so dass an ein Ablegen nicht

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