Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 1.2006
Seite: 150
(PDF, 28 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-01/0152
fen. Da die Wege um Marzeil sehr bergig und übel sind, mithin die Baumaterialien
nur mit vielen Beschwerden und Kosten zugeführt werden müssen, die Gegend
auch sehr rau ist, wobei die Strohdächer den Vorzug vor den Ziegeldächern verdienen
und überdies die Leute daselbst meistens arm sind, dass sie mit den geringsten
Kosten zu bauen wünschen, schreiben sie. Vom Oberamt wurden ihnen darauf
strenge Bedingungen diktiert. Sie mussten sich verpflichten, die Gebäude aus Stein
zu erbauen und mit „tüchtigen feuerfesten. 3 Schuh über die Strohdächer hinaus
ragenden Schornsteinen zu versehen, dabei aber sich verbindlich machen sollen
so bald die Art und Weise wie Strohdächer feuerfest zu machen seyen, hinlänglich
bekanntgemacht und die Maurer hiesiger Gegend davon genügsam unterrichtet
sein würden diese Einrichtung ebenfalls bei ihren Strohdächern zu treffen*'. Was
die Herstellung des Mauerwerks und der Kamine aus Stein anbelangt, dürften sie
ja keine Schwierigkeiten haben, um so härter dürften sie aber die weiteren Bedingungen
wegen künftiger Veränderung ihrer Strohdächer treffen, meint weiter der
Schreiber. Beide sind unbemittelt und wählen diese Art Dach, weil ihnen solche
wegen der hohen, jedem Wind ausgesetzten Lage ihrer Häuser die sicherste und
dauerhafteste scheint auch um der minderen Kosten willen, die sie im Vergleich
der Ziegeldächer damit haben, heißt es weiter. Bei Ausführung dieser Dächer nun
können sie sich meistens ganz leichter, nicht ins Geld laufender Dachstühle bedienen
. Weiter wird angeführt, dass sie jedoch bedenken sollten, dass bei einer evtl.
späteren Änderung der Eindeckung die Kosten für die Anschaffung eines stärkeren
Dachstuhls große Kosten nach sich zögen. Die beiden Häuslebauer wählten also
weiterhin das Strohdach. Bei ihrem Bittgesuch bezogen sie sich auf die jüngst
angeordnete Verfügung, wonach um die Abschaffung der Strohdächer in hiesigem
Oberamt gebeten wurde.

Im Jahre 1788 richteten erneut zwei Bürger von Wambach und einer aus Kaltenbach
an das Oberamt die Bitte, ihre neuen Häuser mit Stroh decken zu dürfen.
Auch hier heißt es: „da wie bekannt, die Orte Wambach und Kaltenbach unter diejenigen
gehören, in welchen das Bauen mit Ziegeldächern ohnmöglich geschehen
kann". Der Vogt und Stabhalter bestärkten die Bittsteller jeweils in ihrem Anliegen
.

Welche verheerenden Folgen die Strohdächer bei Brandfällen haben konnten,
erfahren wir beim großen Dorfbrand am 8. April 1797 im kleinen Weiler Käsacker.
Dort heißt es wörtlich: „Vergangenen Samstag, den 8. April geriet das Haus, wo-
rinnen 4 Familien wohnten in Brand, ohne zu wissen auf welche Art und Weise. In
etlichen Stunden lag alles in der Asche. Es war fast niemand zu Hause, die Leute
waren im Feld und auf der Frohn. Zwei Personen, eine alte Weibsperson mit ihrem
krüppelhaften Sohn kamen in den Flammen um und wurden unter dem Schutt begraben
. Mein des Matthias Weltins nicht weit davon stehendes Haus wurde von
den Funken des brennenden Hauses angesprungen und hat sich auch entzündet. In
einer Stunde lag so auch dieses Haus in der Asche."

Auch beim großen Dorfbrand in Vogelbach im Jahre 1826 wurden mehrere
Häuser mit Strohdächern ein Raub der Flammen. Langsam setzten sich in der

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