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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 2.2006
Seite: 13
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-02/0015
mittelalterliche Kernbau lag um mehrere Meter von der heutigen Straßenflucht
zurückversetzt. Dieser Befund führt uns vor Augen, dass die heute so geschlossen
wirkende Straßenflucht ein Ergebnis jahrhundertelanger Bautätigkeit ist und nicht
von Anfang an so geplant war. Erst bei einem Umbau erfolgten die Erweiterung
zur Straße und der Einbau einer neuen Kellerdecke, die man auf Konsolen legte,
welche in die früheren Umfassungsmauern eingelassen wurden; in einer weiteren
Bauphase (Mitte 17. Jahrhundert) wurde eine seitlich vorhandene Durchfahrt überbaut
und das Dach neu aufgerichtet. Im 19. Jahrhundert schloss man diese Durchfahrt
und baute Wohnräume ein.

Auf dem Stadtgrundriss von Merian gehört die ..Kanzlei", heute Hauptstraße 57/59,
zu den wenigen eigens benannten Bauwerken. Sie nimmt ein breites Areal ein, das
von der Hauptstraße bis zur rückwärtigen Gasse (Gustav-Weil-Straße) reicht. In einer
Akte von 1698 finden wir eine „doppelte Behausung die alte Kanzlei genannt*'.
Das Anwesen wurde auch als „Andlausches Haus" bezeichnet und war ein adeliger
Freihof. Es heißt ferner, es sei groß, von außen ansehnlich und habe drei Keller, sei
innen aber ganz ruiniert. Sowohl die Breitenausdehnung im Merianschen Stadtplan
als auch die Wendung „doppelte Behausung" in der eben angeführten Akte führen
zu dem Schluss, dass die Kanzlei sich ursprünglich aus den beiden heutigen Anwesen
Hauptstraße 57 und 59 zusammensetzte. Behalten wir die genannten Quellen
im Auge und untersuchen wir daraufhin den Baubestand, so kommt man zu
folgender baulichen Entwicklung des Komplexes:

Vier Anwesen wurden im Spätmittelalter zum Kanzleigebäude zusammenge-
fasst. Der Kernbestand ist in den Anwesen Hauptstraße 57 und 59 zumindest in
den Kellern, vermutlich auch in Teilen der Umfassungsmauern noch vorhanden.
Als die Gebäude zur Kanzlei umgestaltet wurden - wohl im Zusammenhang mit
der Errichtung der Residenz der Markgrafen - entstand ein hoher dreigeschossiger
Baukörper. Seine drei Geschosse sind am Giebel von Hauptstraße 59 heute noch
deutlich abzulesen. Die Zerstörung der Kanzlei erfolgte entweder im Dreißigjährigen
Krieg oder bei den kriegerischen Auseinandersetzungen Ende des 17. Jahrhunderts
. Wie bereits oben gesagt, heißt es 1698. der Bau sei innen ganz ruiniert.
Schon im frühen 18. Jahrhundert wurde zumindest das Anwesen Hauptstraße 59 in
reduzierter Höhe zweigeschossig wiederaufgebaut. Der von einer schönen profilierten
Stütze getragene Kellerunterzug stammt aus dem Jahre 1704. Die Dachkonstruktion
wurde 1716/17 abgezimmert. Beide Häuser weisen heute noch Detailformen
auf, die eine besondere Bedeutung der Anwesen nahe legen. So findet sich im
Keller des Hauses Hauptstraße 57 ein großzügiges Türgewände. Im Erdgeschoss
des Hauses Hauptstraße 59 sind Bogenansätze vorhanden, die entweder auf einen
gewölbten Raum oder auf eine Tordurchfahrt zum rückwärtigen Hof weisen. Es
haben sich darüber hinaus sowohl an der Trauf- als auch an der Giebelseite mehrere
gekehlte Fenstergewände bewahrt, die noch aus der Zeit stammen dürften, als
das Haus Teil der Kanzlei war.

Schräg gegenüber, am Rande des einstigen Schlossareals, eingebunden in den
Wehrgang, befand sich an Stelle der ehemaligen evangelischen Pfarrkirche Haupt-

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