Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 2.2006
Seite: 31
(PDF, 30 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-02/0033
sich gerade verschneidenden Tonnen. Da gleichzeitig das Langhaus durch eine
Schranke unterteilt wurde, liegt der Gedanke nahe, dass der östliche Teil der Kirche
den Nonnen, der westliche den Laien vorbehalten war.

Die Umwandlung der Westapsis in einen Turm mit Herrenloge, wohl ebenfalls
zu Anfang des 11. Jahrhunderts - ein Balken aus dem Turm wurde dendrochrono-
logisch auf 996 datiert - könnte mit der Bestimmung der westlichen Kirchenhälfte
als Pfarrkirche für die Gemeinde im Zusammenhang stehen. West-Eintürme gelten
als typisches Kennzeichen von Pfarrkirchen. Als solcher gehört der Turm von St.
Cyriak zu den ältesten erhaltenen Beispielen seiner Gattung im südwestdeutschen
Raum, speziell am Oberrhein, wo diese Bauform entwickelt wurde.

Die kräftig abgezimmerte Konstruktion des Glockenstuhls hinter den Klangarkaden
des Turms ist verblattet und durch starke Fußbänder aus leicht gekrümmten
Hölzern ausgesteift. Nach einer dendrochronologischen Untersuchung wurde der
Glockenstuhl in den 70er Jahren des 15. Jahrhunderts eingebaut.

Geht man von der Theorie aus, dass der Gründungsbau von St. Cyriak eine
doppelchörige Pfeilerbasilika war (List, Wischermann), wäre dies die erste nachgewiesene
doppelchörige Anlage in Südwestdeutschland. Wenig später finden sich
Westapsiden in Reichenau-Mittelzell oder in Burgheim II / Lahr. Doppelchörige
Anlagen sind schon seit karolingischer Zeit bekannt, doch finden sie zur Zeit der
Ottonen ihre weiteste Verbreitung. Abgesehen von der Kirche des St. Galler Klosterplans
kennen wir drei gebaute karolingische Beispiele: die Klosterkirchen Fulda
, Saint-Maurice-d'Agaune / Schweiz sowie den Kölner Dom.

Durch seine West-Turmlösung hat St. Cyriak eine herausragende Bedeutung für
die Architekturgeschichte. Dieses frühe, wahrscheinlich sogar erste Beispiel einer
West-Einturmfassade findet verbreitet Nachfolge, gerade am Oberrhein. Viele Pfarrkirchen
erhalten in der Folge West-Eintürme, und der Baugedanke kommt zu seiner
höchsten Vollendung in einer so genialen Lösung wie dem Westturm des Freiburger
Münsters, dessen filigraner durchbrochener Turmhelm als „schönster Turm der
Christenheit" gilt.

St. Cyriak im hohen und späten Mittelalter

Für den Zeitraum zwischen 1050 und 1150 wird die Errichtung der Laienkirche
angenommen, die zwischen 1280 und 1310 erweitert wurde. Dafür entfernte man
die beiden westlichen Arkaden und ersetzte sie durch große Bögen. Es entstand
in diesem Bereich ein querhausartiger Raum. An der Abschrankung auf der Höhe
des dritten Pfeilers von Westen lag nun der Laienaltar. 1309 legte man dem Turm
eine Westvorhalle mit Michaelskapelle im Obergeschoss vor. An ihrem Giebel
befand sich ursprünglich die Figurengruppe aus segnendem Christus und Stifterfiguren
. Aus Ablassbriefen lässt sich schließen, dass in den Jahren zwischen
1283 und 1322 an Kirche und Kloster gebaut wurde, dagegen sind für das 14.
und 15. Jahrhundert keine nennenswerten Baunachrichten überliefert. Zu Beginn

31


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-02/0033