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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 2.2006
Seite: 42
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Für den Besucher wieder beeindruckend sind der „Sternenhimmel" - er wurde
nach Aussagen noch lebender Zeitzeugen und in Angleichung an den Baustil der
Weinbrennerzeit rekonstruiert - sowie der nach alten Photos wiedererrichtete Tho-
raschrein. der noch überragt wird durch einen an der Wand befindlichen, giebelbekrönten
Aufsatz, an dem zwei, die Gesetzestafeln Moses' symbolisierende Felder
eingelassen sind.

Ein wichtiges, sichtbares Zeichen für das Wiederherstellen der Synagoge war
das Wiederanbringen der Gesetzestafeln auf dem Dach des Eingangsgiebels der
Synagoge. In seinem Buch „Zera Yakov" beschreibt Bezalel Kahn die Vorgänge
im November 1938: „Gegenüber unseres Hauses stand die Synagoge, ein hohes,
schönes Gebäude. Ursprünglich wollten die Nazis die Synagoge in Brand stecken.
Jedoch mit Rücksicht auf die ihr anliegenden Häuser, bewohnt durch Nichtjuden.
schritten sie „nur" zu einer schrecklichen und schauderlichen Verwuestungs- und
Zerstoerungsarbeit dieses Miniatur Tempels. Die beiden steinernen Tafeln auf dem
Dach der Synagoge wurden zur Erde gestuerzt, alle Fenster ausgeschlagen, auch
diejenigen der Frauenempore oben." Vierundvierzig Jahre später konnten die Gesetzestafeln
wieder montiert werden.

Die Nutzungsfrage für die wiederherzustellende Synagoge begleitete die Restaurierungsarbeiten
. Im Jahre 1985 wurde mit Landesregierung. Denkmalamt.
dem Oberrat der Israeliten in Baden und der Anna-Hugo-Bloch-Stiftung vereinbart
, dass die Synagoge in Sulzburg alle Ausstattungsstücke erhalten solle „die zu
ihrem baulichen Bestand gehören. Sie wird jedoch nicht als Synagoge eingerichtet
. Es werden aber keinerlei bauliche Maßnahmen durchgeführt, die eine - wenn
auch unwahrscheinliche - spätere Wiedernutzung als Synagoge ausschließen oder
beeinträchtigen würden." Es wurde ferner vereinbart, dass die Synagoge als Begegnungsstätte
für Tagungen und andere Veranstaltungen, insbesondere auch von
Jugendlichen, für Verbände und Vereinigungen dienen solle. Der Freundeskreis
„Ehemalige Synagoge Sulzburg" wurde am 22. Juni 1989 nach dem Vereinsrecht
konstituiert. Er hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt: Die „Erschließung der
Geschichte des Judentums in Deutschland, sowie seiner kulturellen und gesell-
schaftlichen Bedeutung in Vergangenheit und Gegenwart unter der besonderen
Berücksichtigung der Geschichte der jüdischen Gemeinden in Baden und am
Oberrhein, sowie der ehemaligen jüdischen Gemeinde Sulzburg."

Blickt man auf die vielen Jahre, in denen sich die Denkmalpflege mehr oder
weniger intensiv mit der ehemaligen Synagoge Sulzburg beschäftigt hat. so blickt
man auch auf eine Zeitspanne deutscher Geschichte des „sich Bewusstwerdens"
und der „Aufarbeitung" deutscher Vergangenheit zurück. Wolfgang Stopfel hat
dies in kurzen, treffenden Sätzen zusammengefasst: „...Und das macht die Restaurierung
eines solchen Gebäudes doch zu einer besonderen Aufgabe für die Denkmalpflege
, auch wenn die Methoden und Ziele die gleichen sind wie bei jedem
anderen. Hier muss man besonders sorgfältig immer wieder reflektieren, was man
tun kann und tun soll angesichts des Gedenksteines auf dem Friedhof, der die Namen
der Ermordeten verzeichnet, die hier gesungen haben."

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