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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 2.2006
Seite: 57
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-02/0059
So folget aus denen getheilten Berggerichtbarkeiten (...) die Vernachlässigung der
Berg-Gesätze, aus dieser Missbrauch, Unwissenheit, Eigennützigkeit und Betrug,
hieraus ein schlechter Effect des Bergbaues und ein sehr übler Ruff desselben. Wie
denn wirklich im Breisgau die allgemeine Meinung ist, dass jeder, welcher Bergbauet
, arm werden muss."2

Verniers vorangestellter Erklärungsversuch für den Niedergang des Bergbaus
im Breisgau ist dabei symptomatisch für die fehlende Einsicht, dass die kleinen
Erzlagerstätten des Schwarzwaldes spätestens seit dem 16. Jahrhundert durch den
älteren Bergbau fast vollständig erschöpft waren und man deshalb die Bergwerke
nicht mehr rentabel betreiben konnte. Stattdessen machte man im 18. Jahrhundert
wahlweise - so auch in Sulzburg geschehen - ungenügende Berggesetze, mangelnden
praktischen und wirtschaftlichen Sachverstand und betrügerisches Handeln für
den Misserfolg von Bergwerken verantwortlich.

Ein anderes Problem, das nicht immer zur positiven Wahrnehmung des Montangewerbes
beitrug, erwuchs aus der wirtschaftlichen Organisationsform des spätmittelalterlichen
und neuzeitlichen Bergbaus. Die immer größeren Dimensionen
der Bergwerke, Erschließungsarbeiten und kostspielige Anlagen zur Entwässerung
der Grubenbaue (Erbstollen, Pumpenanlagen) erforderten enorme finanzielle Vorausleistungen
. Um das nötige Kapital aufzutreiben, wurden Anteile vom Bergwerk
(Kuxen) zum Verkauf angeboten, die den Anteilseigner zur Zahlung der Zubuße
verpflichteten, aber auch an der Ausbeute beteiligten. Der Wert der Kuxen konnte
aus verschiedenen Gründen steigen oder fallen und bot damit Raum für finanzielles
Spekulantentum. Man kann es vielleicht auf folgenden Nenner bringen: Der
Bergbau war die Wallstreet des spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Europas!
Ein weiteres Element verbindet hier den modernen Aktienmarkt mit dem neuzeitlichen
Kuxenhandel: Das finanzielle Risiko.

In seinem Widmungsschreiben zu Georg Agricolas Bergbaubuch „De re metalli-
ca" von 1557 bekennt sich beispielsweise der Basler Universitätsprofessor Philipp
Bech recht freimütig zu seinen finanziellen Verlusten, wenn er schreibt: ..Auch
von mir muß ich leider dies sagen: wenn ich nicht überall dort, wo ich viele Jahre
lang mit großen Kosten mitgebaut habe (...), einem jeden hergelaufenen Windhund
(unseriöse Kuxenhändler; Anm. d. Verf.) so leicht Glauben geschenkt und infolgedessen
soviel unsündige Massen mitgebaut hätte, dann hätte mir meine Arbeit sehr
viel nützen und helfen können: aber ich habe wenigstens gelernt, daß man durch
Schaden klug wird."3

Es kam auch vor, dass finanzstarke „Großaktionäre" sich in vielversprechende
Gruben einkauften und das Bergwerk so lange in Zubuße hielten, bis kleinere Anleger
aufgrund fehlender Ausbeute bankrott gingen und ihre Kuxen an den „Großaktionär
" veräußern mussten.

Um diesem und anderen Problemen zu entgehen, ließ sich der wohlhabende
Basler Geschäftsmann Jacob Brandmüller in der Mitte des 18. Jahrhunderts vom
badischen Markgrafen mit den wichtigsten Sulzburger Erzvorkommen belehnen
und betrieb die Gruben im Eigenbau.4 Die Reaktion der ortsansässigen Neider.

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