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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 2.2006
Seite: 63
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-02/0065
Obwohl bisher eindeutige Beweise für einen karolingischen oder frühottoni-
schen Silberbergbau im Sulzbachtal fehlen, spricht doch die unmittelbare Nähe
des „Geißmättles" zu dem bedeutendsten Blei-Silber-Erzgang des Tales, dem 1,2
km langen Riester- bzw. Himmelsehregang, für einen Bergbauhintergrund dieser
frühmittelalterlichen Besiedlung (Abb. 4). Ebenso ist man versucht, die festgestellten
Siedlungsspuren mit der kurz vor der ersten Jahrtausendwende urkundlich
überlieferten villa Solzbach in Verbindung zu bringen.

Diese villa Solzbach, bei der es sich um Königsgut handelte, schenkte König
Otto III. im Jahr 993 an die Kirche des heiligen Märtyrers Cyriak. die in der villa
Solzberch erbaut worden war.:o Die königliche Schenkung bildete offenbar den
Grundstock für die anschließende Gründung des Klosters St. Cyriak durch den
Breisgaugrafen Birchtilo. Im Folgenden erhielt das im Aufbau befindliche Kloster
1004 sogar ein Marktprivileg für den Ort Rincka (ausgegangener Ort bei Neuenburg
).21 Schließlich übergab Birchtilo 1010 das konstituierte Kloster in die Obhut
des Basler Bischofs.22 Nachdem im Jahr 1028 Kaiser Konrad II. die Silbergruben
in valle Sulzberc zusammen mit weiteren breisgauischen Lagerstätten dem Basler
Bistum geschenkt hatte.23 besaß die Basler Bischofskirche die wichtigsten Rechtsund
Besitztitel im Sulzbachtal.

Im Zuge dieser Besitzveränderungen scheint auch die Siedlung auf dem „Geiß-
mättle" aufgegeben worden zu sein. Wahrscheinlich kam es gleichzeitig zu einer
Siedlungskonzentration in der Nähe von St. Cyriak, und man wird annehmen dürfen
, dass in der Folgezeit der Silberbergbau im Sulzbachtal durch die Bewohner
dieser Klostersiedluns betrieben wurde.

In Anlehnung an die Urkunde Ottos III. von 993 und jüngeren Quellen zu den
klösterlichen Gotteshausleuten24 lassen sich schließlich auch Aussagen zum rechtlichen
Status der Bewohner der Klostersiedlung treffen. Demnach handelte es sich
bei ihnen um an Grund und Boden gebundene Hörige (mancipes), die der klösterlichen
Gerichtsbarkeit unterlagen.

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde schließlich auch das Sulzbachtal
von der „kommerziellen Revolution" erfasst, und man löste das alte System des
grundherrschaftlich organisierten Bergbaus durch modernere Strukturen ab. Keramikfunde
entlang des Riester- bzw. Himmelsehregangs bezeugen nun Siedlungsaktivitäten
direkt auf dem Erzgang. Parallel zu dieser Besiedlung erfolgte durch
die Bergleute der Bau einer Steinkirche und die Anlage eines Friedhofs auf dem
..Geißmättle" (Abb. 3).

Aus spätmittelalterlichen Quellen zum Bergbau im Schwarzwald (beispielsweise
dem Dieselmuter Bergweistum von 1372)2- wissen wir, dass sich hinter der
seltsamen Siedlungsform auf dem Erzgang, die auch in anderen Montanrevieren
begegnet, die rechtliche Sonderstellung der Bergleute verbirgt. Ganz offensichtlich
haben in Sulzburg die Herren von Osenberg, die in dieser Zeit vom Basler Bischof
die Vogtei des Klosters St. Cyriak und die Bergbaurechte im Sulzbachtal zu Lehen
trugen, den Bergbaubezirk aus klösterlichen Bindungen herausgelöst und die
Bergleute ihrer bergherrlichen Gerichtsbarkeit unterstellt. Mit der eigenen Bergge-

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