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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 2.2006
Seite: 66
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die schlechten Lebensbedingungen mit der rechtlichen Privilegierung der Bergleute
in Einklang bringt.

Man wird sich wohl in diesem Punkt mit dem Gedanken anfreunden müssen,
dass persönliche Freiheit nicht mit materiellem Wohlstand einhergehen muss,
sondern es sich möglicherweise sogar um die beiden Seiten derselben Medaille
handelt. Einem vom Grundherrn abhängigen Bauern ging es zumindest hinsichtlich
der Emährungslage besser als einem „freien" Bergmann. Die rechtliche Privilegierung
von Bürgern und Bergleuten im 12. Jahrhundert wurde offenbar gezielt
als Mittel eingesetzt, um Personen zur Ansiedlung und Ausübung von speziellen
Tätigkeiten zu bewegen. Dass die Gewährung der persönlichen Freiheit durch die
Herrschaft, sei es der Basler Bischof, die Zähringer oder die Üsenberger, nicht aus
Menschenfreundlichkeit, sondern aus finanziellen Gründen geschah, braucht nicht
weiter betont zu werden.

Was bewog nun Menschen im späten 12. Jahrhundert, ihr Auskommen im Sulzburger
Bergbau zu suchen? Neben allen Unsicherheiten, die mit dem Weg in die
persönliche Freiheit verbunden waren, bot dieser Schritt zweifellos auch die Chance
des sozialen Aufstiegs und die Hoffnung auf ein besseres Leben. Durch die gewährte
Freizügigkeit der Bergleute bestand beispielsweise die Möglichkeit, jederzeit
aus einem Bergbaurevier abzuwandern und sich andernorts - eventuell in einer
Stadt als Handwerker - niederzulassen.

Keineswegs lässt sich ausschließen, dass es sich bei einer ganzen Reihe von
Bergleuten um „Glücksritter" handelte, die der auri sacra fames verfallen waren
. Eine der seltenen redenden Quellen zum hochmittelalterlichen Bergbau, die
zwischen 1181 und 1186 in Siegburg verfassten Mirakelberichte des Heiligen
Erzbischofs Anno II. von Köln, erwähnen gleich zweimal die Habgier (axiditas)
der Menschen als Triebfeder für den Bergbau.30 Bereits seit dem Frühmittelalter
betrachtete die Kirche das Begriffspaar Habgier und Geiz als Sünde. Die logische
Konsequenz hieraus begegnet uns ebenfalls in den Siegburger Mirakelberichten:
Unfälle im Bergwerk sind die Strafe Gottes! Man wird diesen Aspekt bedenkenlos
auch auf verarmte Bergleute ausdehnen dürfen.

War es etwa das in den Augen der Zeitgenossen sündige Image des Bergbaus,
das die Sulzburger Bergleute zur Errichtung der Kirche auf dem „Geißmättle" veranlasste
?

Anmerkungen:

1 Badische Zeitung vom 12.03.1997, S. 1 u 5.

2 J. W. Vernier, Von dem Bergwesen in Vorderösterreich überhaupt und von denen Vorderösterreichischen
Bergwerken in Sonderheit (Schwaz 1781, unveröffentl. Manuskript - Abschrift im
GLA Karlsruhe) S. 38f. Zitiert nach: Ulrich Zimmermann. Untersuchungen zum frühen Bergbau
im Südschwarzwald. In: Montanarchäologie in Europa - Berichte zum Internationalen Kolloquium
»Frühe Erzgewinnung und Verhüttung in Europa« in Freiburg im Breisgau vom 4. bis 7. Oktober
1990. Archäologie und Geschichte Bd. 4 (Sigmaringen 1993) S. 201.

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