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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 2.2006
Seite: 97
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-02/0099
Der erste Anlauf, den badischen Markgrafen quasi vor vollendete Tatsachen zu
stellen, war somit gescheitert. Sulzer und der Rat mussten einen neuen Anlauf
nehmen, die Reformation in der benachbarten Markgrafschaft nun doch noch zu
erreichen. Somit wird auch der Besuch Sulzers in Sulzburg von 1554 in ein neues
Licht gestellt, ist es doch möglich, dass Sulzer die Stimmung im Badischen
erkunden sollte. Offensichtlich scheint jedoch das Zögern des Markgrafen in der
Religionsfrage fälschlicherweise als Schwäche ausgelegt worden zu sein, wegen
der Basel offensichtlich glaubte, unbeschadet in Lörrach und später vermutlich
in den anderen Collaturorten die Reformation auf eigene Faust durchführen zu
können.

Lienhard Bientz und Matthis Bomhart wandten sich am 26. Februar 1556 in
ihrer Eigenschaft als Pfleger des Klosters St. Alban an Markgraf Karl direkt. In
ihrem Schreiben erläuterten die beiden Pfleger die Gründe, die den Rat bewogen
hätten, einen evangelischen Pfarrer nach Lörrach zu schicken: Der Rat der Stadt
hatte demnach seit einigen Jahren auf sein Recht des Pfarrsatzes verzichtet und
es den Bauern überlassen, sich eigene, katholische Priester zu suchen: „sich umb
getrüwe, wachtbare und geflissene Seelsorger und hirten zebewerben und umbsee-
hen". Den Bauern sei es jedoch nicht gelungen, für dieses Amt geeignete Priester
zu finden, so dass alle Ordnung und Frömmigkeit verschwunden wäre: das
nit allein uss mangel gerechter und verstendiger hurten nitt hat versechen sin
mögenn, sondern auch das alle zucht, erbarmen und gottesforcht inn ein schimpfliches
wesen gericht worden ist." Um schlimmeres Übel abzuwenden, hätte der Rat
daraufhin einen evangelischen Prädikanten nach Lörrach geschickt, und die Resonanz
, die seither aus Lörrach komme, zeige, dass die Einwohner mit dem neuen
Prädikanten durchaus zufrieden seien. Man erbitte sich daher vom Markgrafen die
Erlaubnis, auch weiterhin evangelische Prediger nach Lörrach zu schicken.

Auch der Basler Antistes schrieb am 28. Februar 1556 an den Markgrafen.
Sulzer führte aus, dass das Volk in der oberen Markgrafschaft nach dem Wort der
Wahrheit, der einzigen Seelenspeise hungere und dürste: das arme übel ver-
wyste volk nach dem wort der Wahrheit, der einzigen seelenspyß seer hungert und
durstet". Im übrigen verwies Sulzer auf die Ähnlichkeit des Basler Bekenntnisses
mit der Augsburger Konfession: „... wir habend uns auch beflyssen, an bemelts
ortt an pärson zuschicken, das volk anzefüren mit der predig des Evangelii die
nebet andern herrlichen gottesgaben, sonderbarer bescheidenheit, fründlichkeit
und vernunfft ist und der Augspurgscher Confession (wie auch wyr andere hie)
glichförmig gesinnet ist, der Sacramenten und anderen stucken halb; ... dass ein
fruchtbare Vorbereitung beschehe, zu künftiger christenlicher reformation, das E.F.
Gn. Ein solchen chriestlichen anfang gethan. in Iren FGn. niederen herrschaften
und dass er söllich chrystenlich und gottsälig werk, durch sinen geist und kraft
vollfüren welle."

Der Brief endete also mit der Bitte an den Markgrafen, nun doch endlich, wie
bereits in der unteren Markgrafschaft begonnen, auch in den oberen Gebieten die
Reformation einzuführen.

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