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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 2.2006
Seite: 99
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-02/0101
Erstmals für das Jahr 1558 sind die Visitationsakten für alle vier Diözesen des
Oberlandes vorhanden.

Die Visitationen dieses Jahres begannen am 8. Juni in Hochberg, wurden am 17.
Juni in Rötteln, danach in Schopfheim fortgesetzt und endeten am 26. Juni in der
Diözese Badenweiler.

Die Visitatoren, deren Namen unbekannt sind, gingen nach einem vorgeschriebenen
Fragenkatalog vor. Zuerst wurde der Ortspfarrer nach Studienort. Ordinationsort,
nach der Zahl der wöchentlichen Predigten sowie nach Gottesdienst-, Tauf-, Beicht-
und Abendmahlritus, nach Krankenbesuchen und nach der Schulhaltung befragt.

Im zweiten Fragenblock wurde nach katholischen Strömungen innerhalb der Gemeinde
geforscht, ob die Leute auswärts die Messe besuchten, ob noch Wallfahrtsund
Heiligenbilder vorhanden wären. Auch nach Wiedertäufern, Zauberern und
anderen Lasterpersonen wurde gefragt, ebenso ob der Mesmer (Sigrist), der Vogt
und die anderen Amtspersonen und deren Kinder dem Gottesdienst beiwohnten.

In Kirchen, von wo uns ein ausführliches Visitationsprotokoll vorliegt, war 1558
Heinrich Rieher als Pfarrer im Amt. Rieher hatte, wie er angab, in Basel studiert
und war von Sulzer ordiniert worden. Wie sich aus der Befragung ferner ergab,
war in Kirchen die neue Lehre ohne große Begeisterung angenommen worden.

Viele Kinder besuchten den sonntäglichen Katechismusunterricht nicht, und
auch während der Predigt wurde in der Kirche offenbar getrunken und gezecht,
antwortete Pfarrer Rieher doch auf die Frage, „ob wernder predig zechen besehenen
: under der predig werden vil zechen und der gleichen laster gehalten". Auch
Gotteslästerung und Trunkenheit scheinen verbreitet gewesen zu sein, gab Rieher
doch zu Protokoll: ..Gotzlestern und volsauffen ist gemein."

Aber über dieses zur damaligen Zeit weit verbreitete Übel hinaus scheint die
Gemeinde ihrem Pfarrer keine Schwierigkeiten gemacht zu haben, gab es doch
weder Heiligenbilder noch auswärtigen Messenbesuch.

Nach der Befragung des Pfarrers wandten sich die Visitatoren an den Vogt und
an die Gerichtspersonen, um sie über die Gemeinde, besonders aber über den Lebenswandel
des Pfarrers auszufragen.

In Kirchen gab Pfarrer Rieher dem Vogt keinen Anlass zur Klage, urteilte dieser
doch über ihn: „Versieht sein kürchenampt gar wol, seyen ab seiner 1er zufrieden
und ist inen die religion gar annemlich ... Der pfarrer hellt auch ein still eingezogene
haushaltung."

Mit dem sittlichen Zustand seiner Gemeinde scheint der Vogt mehr oder weniger
zufrieden gewesen zu sein, gab er doch zu Protokoll, „daß gotslestern und volsauffen
ist wie ann anderen orten".

Über die Schulhaltung befragt, gaben Pfarrer und Vogt übereinstimmend zu Protokoll
: „Haben kein schul."

Im Anschluss an die Befragung wurde den Pfarrern und den anderen Befragten
ein Abschied gegeben. Den meisten Pfarrern, ca. 50, wurde mitgeteilt, dass an ihrer
Lehre keine Mängel gefunden worden seien, sehr oft wurde sogar der Lebenswandel
der Pfarrer und ihrer Familien als unärgerlich und ehrbar gepriesen.

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