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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 2.2006
Seite: 100
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-02/0102
In Kirchen hat man Pfarrer Riehers Pfarrhaltung als genügend beurteilt, mit der
Einschränkung, dass er künftig bei der Taufe die Kinder der Kirchenordnung gemäß
. „... ußgewickelt teuffen solle".

In mehreren Gemeinden zeigten sich aber auch erhebliche Mängel. In Weil z. B.
zeigte Pfarrer Johann Geßler ..das eine mal zuwenig, das andere mal wieder zuviel
temperamenf. Die Gemeinde in Weil scheint es aber auch ihrem Pfarrer nicht
leicht gemacht zu haben, blieb sie doch dem Gottesdienst fast gänzlich fern. Wer
trotzdem ging, ist von den anderen öffentlich verspottet worden.

Der Brombacher Pfarrer wurde ermahnt, „soll hinfüro seine predig etwas fleißiger
studieren und bißh dies beschehen. sie schreiben und dem Superintendent
zuschicken.'* In den übrigen Punkten wurde er gelobt.

In Brombach war damals Friderikus Heintz aus Luxemburg Pfarrer. Heintz war
bis 1556 katholischer Kaplan gewesen und wurde, nachdem er zum evangelischen
Glauben übergetreten war, 1557 Pfarrer in Brombach. Heintz hatte, wie er zu Protokoll
gab, in Luxemburg (Luexelburg) und Wien studiert und war in Rom ordiniert
worden. Auf seinem Protokoll ist am Rande vermerkt: „Er hat gar schlecht
gepredigt, auch in examine seuch beantwortet.'"

In Brombach waren auch noch Wallfahrtsbilder vorhanden: „Haben ein wall-
fartische bittnuß, St. German genannt", was jedoch für die Bevölkerung keine
Bedeutung hatte, äußerte sich Pfarrer Heintz doch zufrieden mit seiner Gemeinde:
„... er und etliche Bürger singen psalmen". und auch während der Predigt wurde,
anders als in Kirchen, nicht gezecht. Das Gotteslästern war aber auch in Brombach
verbreitet, gab Pfarrer Heintz doch an: „Das gotzlestern ist gemein, volsauffen wie
an andern ort."

Oft wurden auch recht pikante Dinge geäußert. So meinten die Einwohner von
Obereggenen, der Pastor solle sich beim Schimpfen etwas zurückhalten. In der
Gemeinde Mengen scheint die „etwas zänkische Frau des Pfarrers" die dörfliche
Ruhe gestört zu haben, und der Pfarrer in Tiengen machte offenbar gerne Schulden
, ohne diese aber zurückzuzahlen.

In mehreren Gemeinden des Oberlandes wurden noch katholische Strömungen
festgestellt. In Weil bekundete an Ostern 1558 ein Einwohner Verlangen nach
dem Abendmahl, „aber nicht wie es die lutherischen Prädikanten geben, sondern
im Namen Gottes, unserer Frau und aller Heiligen." In Lörrach und Tüllingen
trafen die Visitatoren, ebenso wie in Brombach, auf Heiligen- und Wallfahrtsbilder
.

Aber auch im Oberland scheint sich der Großteil der Bevölkerung der neuen
Lehre, zwar ohne große Begeisterung, so aber doch friedlich, angeschlossen zu
haben. Das Urteil der Frau des Röttelner Landschreibers Doktor Georg Gebwiler
scheint für einen Großteil der Bürger zuzutreffen, bekundete diese jedoch, „dass
sie den neuen Glauben angenommen habe, obwohl ihr dieses oder jenes noch nicht
so recht gefalle".

In den Jahren 1559 und 1560 wurde ebenfalls wieder die ganze Markgrafschaft
visitiert, gemäß dem schon erwähnten Fragekatalog.

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