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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 2.2006
Seite: 102
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-02/0104
Karl antwortete, der Röttelner Landvogt solle den verantwortlichen Sigristen
notfalls mit Gewalt zwingen, die Schlüssel herauszugeben. Sollte die Äbtissin
durch ihren Vogt den Einwohnern den Zutritt zum evangelischen Gottesdienst verwehren
, solle der Landvogt im Auftrage des Markgrafen den Gegenbefehl erteilen,
nach Möglichkeit aber jede Gewaltanwendung vermeiden.

Auf einer Konferenz in Neuenburg im April 1561 wurde auch der Problemfall
Stetten behandelt. Der vorderösterreichische Kanzler Doktor Ulrich Zasius und
der badische Kanzler Doktor Martin Achtsynit einigten sich darauf, Stetten vorläufig
beim Status quo zu belassen. Der katholische Priester sollte auch weiterhin im
Amt bleiben.

Im Frühjahr 1564 unternahm Markgraf Karl jedoch einen neuen Versuch. Ende
März wandte sich Karl an die Äbtissin in Säckingen mit dem Wunsch, nun endlich
den katholischen Gottesdienst abzustellen und einen evangelischen Pfarrer
einzusetzen. Nachdem jedoch bis zum November dem Wunsch Karls noch nicht
entsprochen worden war, ermahnte dieser die Äbtissin noch einmal. Gleichzeitig
schrieb er nach Ensisheim. dass er nun endgültig, gestützt auf seine landesherrliche
Autorität, beabsichtige, den Ort Stetten zu reformieren.

Am 14. November erschienen auch tatsächlich, aus Basel kommend, zwei evangelische
Prädikanten - der Pfarrer der St. Peterskirche, Pfarrer Essig, und dessen
Schwager - in Stetten und hielten am darauffolgenden Sonntag den ersten evangelischen
Gottesdienst.

Vor offenbar vollzählig versammelter Gemeinde sprach zuerst Landvogt Anwyl
und teilte den Einwohnern die Absicht des Markgrafen, in Stetten die Reformation
durchzuführen, mit. Dem anwesenden katholischen Pfarrer gab er acht Tage Bedenkzeit
, ob er konvertieren oder den Ort verlassen wolle, was der Pfarrer auch,
ohne zu antworten, tat. Denjenigen Bürgern, die die neue Lehre behindern oder
beschimpfen sollten, drohte Anwyl strenge Strafen der weltlichen Obrigkeit an.

Im Anschluss an die Rede des Landvogtes hielt Pfarrer Essig seine Predigt und
feierte das Abendmahl nach dem Gebrauch der lutherischen Kirche. Nach Bekanntwerden
dieses markgräflichen Schrittes kam es zwischen der Durlacher Residenz
und Ensisheim zu einem heftigen Briefwechsel. Der evangelische Prediger in
Stetten blieb aber vorläufig im Amt.

Der Reichstag zu Augsburg im Frühjahr 1566 brachte schließlich einen Vergleich
zwischen dem neuen Kaiser Maximilian DL und dem Markgrafen: Karl
erhielt den ebenfalls beanspruchten Maßpfennig zugestanden, stellte jedoch alle in
Stetten getroffenen reformatorischen Maßnahmen wieder ein.

Im Dezember 1566 wurde durch die Äbtissin des Säckinger Stiftes wieder ein
katholischer Priester in Stetten eingesetzt. In der Folge kam es noch zu einigen
Problemen wegen derjenigen Bürger, die nun beim evangelischen Glauben verbleiben
wollten. Dies war den Einwohnern, entgegen den Vereinbarungen des
Reichstages 1566. nämlich bei Strafe verboten worden.

Am 10. Dezember 1567 schrieb daher Markgraf Karl nach Ensisheim, dass die
Augsburger Abmachung denjenigen Stettenern. die beim evangelischen Glauben

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