http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-02/0113
In den 62 Pfarreien des Oberlandes gab es nun immerhin in 24 Orten eine Schule
, unter anderem in Lörrach. Rütteln, Schopfheim. Kandern und Otlingen.
In Otlingen wurde der Unterricht bemerkenswerterweise durch eine Frau erteilt,
die dies jedoch unentgeltlich tun musste......weil sie ein weib sei".
In Lörrach war 1558 Achacius Roner von Mülhausen Schulmeister. Auf die ersten
Fragen, wieviel Schüler er habe und ob er auch Latein unterrichte und welche
Psalmen er singe, antwortete Roner:.....hat ietz 25 schüler, die alle deutsch lernen.
kann nit singen".
Auf die Frage, ob er noch das Mesmeramt versehe und von wem er besoldet
werde, antwortete er: „... ist nit meßmer. wurdt von meinem gn. Herrn mit 30
Pfennigen besoldt und hat von iedem knaben 2 blapdt schulgellt.'*
Der Röttelner Diakon Theophil Grynäus versah zusätzlich noch das Schulmeisteramt
in Rötteln. Er gab zu Protokoll: ..... hält schul, aber allein teutsche".
Grynäus war offenbar mit den Räumlichkeiten der Schule unzufrieden, verlangte
er doch, ..daß ime der schul und seines studierens halber noch ein stubenn gebauet
werde."
In den Orten, in denen keine eigene Schule existierte, gingen die Kinder in benachbarte
Ortschaften, so z. B. von Weil und Tüllingen nach Lörrach, von Winningen
und Wollbach nach Rötteln und von Sitzenkirch nach Kandern.
Mehrere Gemeinden, z. B. Weil und Auggen. sprachen 1558 bei den Visitationen
die Bitte nach einer eigenen Schule aus. Der Schopfheimer Schulmeister, der neben
seinem Schulamt noch das Amt des Stadtschreibers versehen musste, beklagte
sich bei den Visitatoren über seine ständige Arbeitsüberlastung.
Einige Hinweise auf das Verhalten der einzelnen Lehrer finden wir auch in den
Visitationsakten von 1560. Die Frau, die in Otlingen den Schuldienst versah, ist
darin ausdrücklich vom Pfarrer und der Gemeinde gelobt worden. Dem Lörracher
Schulmeister wurde angeraten, vor allem im Gesang sich besser an die Kirchenordnung
zu halten.
Auch einige private Dinge werden durch die Visitationsakten überliefert. So
wurde in Emmendingen festgestellt, dass insofern Harmonie zwischen Pfarr- und
Schulhaus herrsche, als beide - Pfarrer und Schulmeister - über rote Nasen und
zugleich beide Ehefrauen über spitze Zungen verfügten. Der Lehrer entschuldigte
sich damit, dass seine böse Frau die Schuld an seinem übermäßigen Trinken trage.
Die Visitatoren warnten ihn davor, „sich künftig vollaufen zu lassen", gestatteten
ihm aber, „wenn sein Weib wieder böse Reden halte", ihr „ruhig aufs Maul zu
schlagen".
13. Die Entstehung der Konkor die nformel
Seit der Vorlage der Confessio Augustana auf dem Reichstag in Augsburg 1530
kam es zwischen Lutheranern und Calvinisten immer wieder zu schwerwiegenden
dogmatischen Auseinandersetzungen. Hauptstreitpunkt war, wie schon mehrfach
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