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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 2.2006
Seite: 113
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den folgenden Jahren unter dem Einfluss seines Schwiegervaters, des Heidelberger
Mediziners und überzeugten Zwinglianers Thomas Erast, zum glühenden Luthergegner
, als der er 1578 vor einer Synode der Basler Geistlichen öffentlich bekannte
, dass er sich in seiner früheren Auffassung vom Abendmahl geirrt habe.

Auf den 29. Oktober 1577 waren nun sämtliche Pfarrer und Schulmeister der Diözesen
Rötteln und Schopfheim in die Kirche nach Rötteln zu einer außerordentlichen
Pfarrsynode bestellt worden. Einziger Programmpunkt war die Annahme der
Konkordienformel durch die Geistlichen der beiden Diözesen. Den Vorsitz führten
Generalsuperintendent Sulzer sowie der Hochberger Superintendent Rupprecht
Dürr. Ebenfalls anwesend war in seiner Eigenschaft als markgräflicher Kirchenvi-
sitator Jacob Grynäus.

Dürr trug, nachdem er die Versammlung offiziell eröffnet hatte, die zwölf Artikel
der Konkordienformel vor und erklärte, es sei der Wunsch der vormundschaftlichen
Regierung in Durlach, dass alle Anwesenden diese Formel unterschrieben. Bei der
anschließenden Diskussion der einzelnen Artikel kam es zwischen Sulzer und Dürr
einerseits und Jacob Grynäus andererseits zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten
.

Grynäus verneinte die Ansicht der Lutheraner, dass „in, mit und under dem bro-
de der wahre leib Christi sei", und stellte somit die Allgegenwart Christi in Frage.
Grynäus forderte ferner die Geistlichen auf, die der Konkordienformel vorangestellten
Anathemate, in denen Andersgläubige, namentlich die Zwinglianer, verdammt
werden sollten, abzulehnen und stellte fest, dass er auch diese für Brüder
halte und für sie beten wolle.

Somit war zwischen Sulzer, der die Konkordienformel rückhaltlos bejahte, und
seinem ehemaligen Schüler Grynäus der offene Eklat da.

Der Schopfheimer Superintendent Christoph Eichinger forderte im Namen der
anwesenden Geistlichen durch Vertagung der Versammlung die Möglichkeit zu
geben, die einzelnen Punkte der Konkordienformel näher kennenzulernen. Sulzer
äußerte sich hierauf erstaunt darüber, dass die Annahme der Formel in Rötteln auf
solche Schwierigkeiten stoße, hätten doch die Geistlichen im Unterland, ja sogar
in Hochberg und Badenweiler, ohne Zögern zugestimmt.

Dennoch wurde die Versammlung vom Vorsitzenden Dürr um einen Monat vertagt
und für den 29. November wieder nach Rötteln einberufen.

In der Zwischenzeit formierte sich der Widerstand der Geistlichen. Die Gegner
der Konkordienformel stellten bei einem Treffen in Binzen folgenden Kompromissvorschlag
vor: ..Die Lehre, die in diesem Buch ausgelegt und enthalten ist,
halte und erkenne ich für wahr und gesund. Die entgegengesetzten Irrtümer einzelner
verwerfe ich, die Personen und Kirchen aber verachte ich nicht, sondern
überlasse die Sache dem Urteil Gottes, bereit, wenn ich eines Besseren aus der
Heiligen Schrift belehrt werde, der Wahrheit und dem Heiligen Geiste zu folgen."
Die Verfasser dieses Vorschlages wollten also nicht generell, wie in der Vorrede
der Konkordienformel gefordert, die Bekenner anderer Lehren verdammen, sondern
allein deren Lehren.

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