http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-02/0168
Aus den Händen von Staatssekretär Michael Sieber (Ii.) erhielt Martin Stadler (Mitte) aus Schattdorf
im Kanton Uri den Johann Peter Hebel-Literaturpreis 2006 des Landes Baden-Württemberg. Zu den
Gratulanten gehörte auch Hausens Bürgermeister Martin Bühler.
Foto: Elmar Vogt
Seiten Schaden zu nehmen. Martin Stadler veröffentlicht seine Bücher im eigenen
Verlag und auf eigenes Risiko; ein Kleinod wie das Buch von den neuen Postillionen2
) ist leider längst vergriffen. [...] Bei Martin Stadler haben wir es keinesfalls
mit harmlosen ländlichen Idyllen zu tun. sondern mit der ganzen Bandbreite
menschlicher Typen, Konflikte und Leidenschaften, ausgebreitet in einem literarischen
Mikrokosmos, der ein Stück Welt bedeutet im vollsten Sinne des Wortes.
Es würde wohl gar nicht schwer fallen, aus Stadlers Büchern heraus nach den
konkreten Vorbildern seiner Motive und Figuren zu suchen und die Texte zurück
in die Landschaft zu übersetzen, aus der sie geschöpft sind. [...] Es ist inzwischen
mancherorts unmodisch oder sogar verdächtig geworden, von Heimatliteratur zu
sprechen. Aber bei Lichte besehen geht es sowohl bei unserem heutigen Preisträger
wie schon beim Namensgeber Johann Peter Hebel um nichts Geringeres als
darum. Heimat überhaupt erst herzustellen, indem das Vorgefundene der Herkunft
mit den Mitteln der Sprache aufgenommen und ganz neu geschaffen wird. Heimat
ist kein Besitztum, sondern eine Gabe und eine Aufgabe. Die listenreichen Erzählungen
Martin Stadlers beruhen auf einer Mischung aus Finden und Erfinden.
Erst wenn das Erlebte auch erzählbar geworden ist, wenn es hervorgeholt werden
konnte in vielen Anläufen und Geschichten, erst dann kann auch die Last, die das
Vergangene manchmal bedeutet, mit einem klug angesetzten Hebel ein Stück empor
gehoben werden'*, so Professor Dr. Alexander Honold in seiner Laudatio.
Überrascht habe ihn der Preis schon irgendwie, sagt Martin Stadler, der hauptberuflich
als Schriftsteller arbeitet, nebenberuflich als Verleger und brotberuflich,
wie er in seiner Vita schreibt, als Lehrbeauftragter für Ökonomie- sowie Sozial-
166
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-02/0168