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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 1.2007
Seite: 19
(PDF, 28 MB)
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gisch ist dies nicht ganz einfach. Zunächst einmal können wir von einer Siedlung
ausgehen, denn Geländebegehungen haben inzwischen auch zahlreiche Keramikscherben
der Völkerwanderungszeit erbracht. Auch eine Befestigung ist anzunehmen
, da man sonst wohl kaum diese exponierte Höhe aufgesucht hätte. So nahe
der Reichsgrenze gegenüber der Legionsfestung Castrum Rauracense (Kaiser-
augst) kann man sich den Hertenberg durchaus als alamannische Gegenposition vorstellen
. Andererseits wissen wir, dass Rom immer auch auf die Vorfeldsicherung
wichtiger Plätze und Brücken bedacht war und dazu auch Verträge mit den germanischen
Nachbarn abgeschlossen hat. Über die Rolle dieser föderierten Kriegerverbände
in der römischen Abwehrstrategie, wie auch im beweglichen Heer war oben
schon die Rede. Denkbar wäre deshalb auch, dass zumindest anfänglich der Hertenberg
in ein solches Konzept der Vörfeldsicherung eingebunden war. Der wichtige
Rheinübergang an dieser Stelle, der zusätzlich noch durch ein Brückenkastell
auf dem rechten Ufer gedeckt war (Abb. 7), hätte dadurch zusätzliche Sicherheit
gewonnen. Ähnlich sind auch die beiden schon erwähnten Anlagen am Ausgang
des Kinzigtales am ehesten als vorgeschobene Sicherungsposten der spätrömischen
Legionsfestung Straßburg anzusehen. Auf Anhöhen gelegen, die eine Kontrolle der
durchs Tal gegen den Rhein führenden Fernstraße ermöglichten, erfüllten sie diesen
Zweck vollkommen, so wie Jahrhunderte früher zwei römische Kastelle aus
der Zeit Kaiser Vespasians die damals neu gebaute Straße an dieser neuralgischen
Stelle sicherten. Dabei ist hier, wie auch beim „Hertenberg" nicht auszuschließen,
dass sich in der langen Zeit römisch-alamannischer Grenznachbarschaft die Vorzeichen
auch einmal geändert haben können. Auch dafür gibt es im Geschichtswerk
Ammians gute Anhaltspunkte.

Ein unscheinbarer Bronzegegenstand (Abb. 1), fast zufällig bei der Lektüre entdeckt
, hat also den ..Hertenberg'* zu einem besonders interessanten geschichtlichen
Ort gemacht, weit über seine Vergangenheit als mittelalterlicher Burgplatz hinaus.
Er hat aber auch Fragen aufgeworfen, die derzeit nicht zu beantworten sind. Noch
wissen wir nicht genau, wann diese Höhensiedlung beginnt und wann sie endet,
können ihre Größe nur ungefähr abschätzen, wissen auch nicht, ob nur alamannische
Krieger oder eine ganze Siedlungsgemeinschaft mit Frauen und Kindern
auf dem Berg lebten. Das ändert aber nichts daran, dass hier eine ganz besondere
Entdeckung gelungen ist. Auch beim Zähringer Burgberg war es zunächst nur
eine Glasperle, die auf eine wichtige Rolle des Berges in der Völkerwanderungszeit
hinwies. Erst langjährige Ausgrabungen ergaben dann das Bild, das wir uns
heute von diesem Hauptort und Stammesmittelpunkt der Brisigavi machen können
. Wenn auch auf dem Hertenberg die zweiteilige mittelalterliche Burg mit ihrem
gewaltigen Halsgraben (Abb. 6) das Terrain gründlich verändert und vieles
Ältere zerstört hat, bleiben doch auch hier noch weitere Forschungen möglich.
Ausgrabungen im Bereich der mittelalterlichen Burg kommen allerdings kaum in
Betracht, eher schon geophysikalische Prospektion, dazu systematisches Absuchen
der Hangbereiche. Allein schon die Vermehrung des Fundmaterials könnte wichtige
Ergänzungen unseres Wissens bringen, etwa im Hinblick auf die Lebenszeit

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