http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-01/0047
Die Brüder lebten in St. Louis und arbeiteten auf verschiedenen Baustellen, wodurch
sie auch weit im Lande herum kamen. Beide gründeten in Nordamerika eine
Familie, doch um die finanziellen Verhältnisse der Brüder William und Fritz Trübe
, wie sie sich nun nannten, war es lange Zeit nicht gut bestellt. Streiks. Schließungen
von Baugeschäften und lange Kälteperioden brachten die Geschäfte im
Bauhandwerk oftmals fast zum Erliegen. Wilhelm schrieb an seinen Vater nach
Minsein: ..die Noth under den Armen Leuten war so groß wie Irgendwo, nur daß
solche Sachen von den Amerikanischen Zeitungen todtgeschwiegen wird." Im Dezember
1894 schickte Schreinermeister Trüby etwas Geld nach St. Louis, damit
seine Söhne wenigstens mit ihren Familien Weihnachten feiern konnten.
Erst 1907. also lange nach dem Tode des Vaters (1896) und zwanzig Jahre nach
Bertholds Tod. erfahren wir von einem gewissen Wohlstand, zu dem es die beiden
Brüder inzwischen in Amerika gebracht hatten.
Hat es Schreinermeister Wilhelm Trüby je bereut, nicht mit der ganzen Familie
ausgewandert zu sein? Sein Bruder Adolf meinte 1889 rückblickend in einem
Brief: ..Lieber Bruder! Ich war schon oft froh dass du nicht gekomen bist, ich glaube
nicht dass es dir hier gefallen hät. den du warste schon zimlich auf Jahren und
wen hier die Kinder folljährig sind gehen sie eben ihren eigenen Weg. und so wärest
eben in deinen alten Tagen ganz allein gestanden in einem fremden Land, es
hät vileicht auch dein Glück sein können, aber schwerlich."
Der Witwer war also mit den drei jüngeren Söhnen und der Tochter zu Hause
geblieben und der junge Berthold machte seine Malerlehre, wurde „Anstreicher".
Dass er sich zu Höherem berufen fühlte, empfand er nicht unbedingt als Segen,
sondern eher als recht zermürbend, auch wenn er durchaus in der Lage war, dies
auf humorvolle Art und Weise auszudrücken:
Nächtlicher Stoßseufzer
Hinw eg du Verseteufel!
Daß Ruhe mich erquickt.
Sonst bin ich ohne Zweifel
Bis morgen früh verrückt.
Die armen guten Dichter
Die sind geplagt o weh!
Das ist ein schlimm Gelichter.
Der Teufel und die Flöh.
Im Oktober 1886 kam Berthold Trüby nach München ..zum Besuch der Städtischen
Fachabteilung für Dekorationsmaler". Bei Schneidermeister Seufert in der
Salzstraße 21/4, der heutigen Arnulfstraße, bezog er Quartier.9 In dem „herrlichen
München", so schrieb er. „wird man bei jedem Schritte zum Vorwärtsstreben angeregt
." Voller Hoffnung und Energie wandte er sich an die Redaktion der Münchner
45
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-01/0047