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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 1.2007
Seite: 62
(PDF, 28 MB)
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aufeinander trafen. Andererseits galt es, sich als Teil der Gesamtgemeinde Nollingen
zu begreifen, das Dorf als „Muttergemeinde" zu akzeptieren. Beiden Seiten,
sowohl den Nollinsern als auch den Bewohnern von Badisch Rheinfelden. fiel das
Zusammenwachsen zu einer Gemeinde zunächst schwer.

War man anfangs in Nollingen noch stolz gewesen, dass eine solch bedeutende
Industrie auf der eigenen Gemarkung entstand, so musste man bald machtlos zusehen
, wie die neue Siedlung dem alten Dorf mehr und mehr über den Kopf wuchs.
Und hatte man geglaubt, diese „dahergelaufenen" Fremden, diese Fabrikarbeiter,
die sich auf den ersten Blick von den Bauern und Handwerkern unterschieden,
„weil kein Berufsgeist in ihnen war"1, brächten der alteingesessenen bäuerlichen
Bevölkerung, der Muttergemeinde. Respekt und Dankbarkeit entgegen, so sah man
sich getäuscht. Im Gegenteil! Viele in Badisch Rheinfelden fühlten sich als die neuen
Herren, die es keinesfalls nötig hatten, sich von den Nollingern am Gängelband
führen zu lassen. Im ..Säckinger Tagblatt" machte 1907 ein Bewohner Badisch
Rheinfeldens seinem Ärger Luft: Es sei ein Unding, dass - obwohl der Nebenort
mittlerweile mehr als doppelt so viele Einwohner wie der Hauptort habe - es nur in
Nollingen eine Steuereinnehmerei gebe: „ebenso verhält es sich mit der Gemeindeumlage
, die ebenfalls in Nollingen entrichtet werden muß. weil hier kein Rechner
ist, obwohl sich sämtliche Fabriken, die so ziemlich die Gemeindeumlase allein be-
zahlen, hier befinden. Der Sitz des Bürgermeisteramtes befindet sich in Nollingen
und der Bürgermeister von dort hat nur seine sogenannten Amtstage hier." All diese
Zustände seien unhaltbar, und man werde notfalls geeignete Schritte einleiten, um
Badisch Rheinfelden zu einer eigenständigen Gemeinde zu machen.2

Im alten Dorf Nollingen musste man zwar eingestehen, dass der neue Ortsteil
am Rhein inzwischen tatsächlich viel mehr Einwohner hatte, doch gab man zu bedenken
, dass es doch nicht allein auf die Quantität, sondern auch auf die Qualität
ankäme: So seien doch die Bewohner Badisch Rheinfeldens praktisch alle Arbeiter
und Angestellte, also Abhängige, während im Dorf eine alteingesessene, „an die
Scholle gebundene" Bauembevölkerung lebe. Außerdem sei es auch in größeren
Städten keineswegs üblich, dass es in jedem Stadtviertel ein eigenes Bürgermeisteramt
, eine Steuereinnehmerei oder eine Gemeindeverrechnung gebe. Und überhaupt
müsse doch die Muttergemeinde „auch noch etwas mitzusprechen haben."3

Eben aus diesem Grunde traten die Bürgerausschussmitglieder aus Nollingen
mit der Bitte an das Bezirksamt heran, die Zahl der Gemeinderäte des Hauptortes
zu erhöhen. Badisch Rheinfelden habe kein eigenes Vermögen, keine eigene Gemarkung
und nicht genügend sesshafte Einwohner - es sei überhaupt nur durch
seine Vereinigung mit Nollingen lebensfähig. Aus dem Vermögen des Dorfes
schöpfe „die Gesamtgemeinde in hohem Grade die Möglichkeit eines gedeihlichen
Weiterschreitens. und, was nicht übersehen werden darf, ihm bleiben die Verantwortung
und die Lasten, welche aufgrund der jetzigen Stimmenverteilung eine von
ihm nicht kontrollierbare Mehrheit für die Gesamtheit beschließt."4

Bezeichnenderweise wurden zur gleichen Zeit auch die Bürgerausschussmitglieder
aus Badisch Rheinfelden beim Bezirksamt vorstellig; sie wollten ebenfalls

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