http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-01/0112
Markgraf Friedrich V. veranlasste 1653 eine Erhebung in der Markgrafschaft
Hochberg, um die Kriegsschäden zu ermitteln. Er wünschte „zwei Specificationes".
die eine über die ..Kriegskosten und Schäden, so die Markgrafschaft Hochberg durch
Raub. Einquartierung und Kontributionen von den Kaiserlichen und Bayerischen
Armeen erlitten de anno 1622 usque anno 1648". die andere über ..den Abgang an
Mannschaften" und über den baulichen Zustand der Dörfer. Die von den Vögten
abgelieferten Berichte sind heute noch im Generallandesarchiv Karlsruhe erhalten,
bereits 1880 ausgewertet von Heinrich Maurer.i: Maurer errechnet aus den Aufzeichnungen
eine Abnahme der einheimischen Bevölkerung in Hochberg von 77,6 %.
Eine genaue Untersuchung einzelner Orte auf der Basis der Kirchenbücher, z. B. in
Eichstetten oder Nimburg. ergibt höhere Werte bis zu 85 9c Bevölkerungsverlust,
denn Maurer rechnet fremde Zuwanderen die vor 1653 eingebürgert wurden, zu den
Einheimischen. Es ist bezeichnend, dass in der Erhebung nach der Zahl der ledigen
Söhne über 14 Jahren gefragt wird. In der ganzen Markgrafschaft Hochberg leben
nur 83 ledige Bürgersöhne über 14 Jahren. Dies charakterisiert vielleicht am deutlichsten
die Bevölkerungsverhältnisse nach 1648.
Zur baulichen Situation schreibt 1653 der markgräfliche Rat Johann Ulrich
Mahler: „Als die Untertanen wieder ins Land kommen, ist an Gebäuden nicht ein
Haus, so bequemlich hätte bewohnt werden mögen, gefunden worden, sondern alles
aufs äußerste ruinirt und verderbt gewesen".13 Die Berichte der Vögte sprechen eine
andere Sprache. So meldet z. B. Paul Strauß, der Vogt von Nimburg (mit Bottingen):
..Vor dem Krieg anno 1622 sind allhier in dieser Gemeinde aufgerichtet gefunden
129 Häuser und 90 Scheunen. Während des Krieges sind verbrannt worden 27
Bürgerhäuser und 31 Scheunen, ruinirt sind abgegangen 38 Bürgerhäuser und 32
Scheunen". 4 In Nimburg stehen also noch 64 Wohnhäuser und 27 Scheunen. Im Ort
leben 25 einheimische Bürger, sieben fremde Bürger (Zuwanderen die bereits eingebürgert
wurden) und dreizehn Hintersassen. In Nimburg leben also 45 Familien,
es stehen aber 64 Wohnhäuser. Der Vogt von Bahlingen notiert „37 übrig gebliebene
Bürger", aber „86 noch stehende Häuser".15 Für Eichstetten schreibt Vogt Georg
Wahrer: „Noch stehende Häuser sind ungefähr 99".16 Aber nur 43 einheimische Bürger
leben im Ort. mit ihnen 41 Hintersassen, die wohl in leer stehenden Häusern eine
vorübergehende Zuflucht gefunden haben. In den übrigen Orten herrschten ähnliche
Verhältnisse.
Die bauliche Zerstörung der Orte war nach 1648 wesentlich geringer als nach dem
Holländischen Krieg (1672 - 1679). Schlimmer war der Zustand der Rebflächen, der
Äcker und Wiesen, die über Jahre hinweg nicht mehr gepflegt und bebaut worden
waren, „die unbebaut und öde liegen".
Die geringe einheimische Restbevölkerung, leer stehende Häuser und verwilderte
Fluren - eine ideale Voraussetzung für die Aufnahme von hochwillkommenen Arbeitskräften
. In diese Situation hinein erfolgt die Zuwanderung von Schweizern,
aber auch von Männern und Frauen aus der Herrschaft Rötteln. Tabelle 1 zeigt
die Schweizer ..Einwanderuns" in fünf Orte Höchbergs: Bahlinsenr. Eichstetten.Is
Freiamt19. Ihringen20 und Königschaffhausen21. Zunächst werden die Zuwanderer
genannt, deren Nachkommen über mehr als zwei Generationen nachweisbar sind.
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