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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 1.2007
Seite: 119
(PDF, 28 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-01/0121
glaubensverwandten reformierten Kantonen Bern und Basel.56 Katholiken finden
sich unter den vorübergehend anwesenden Schweizern, sie konnten sich als
Knechte und Mägde verdingen, aber wer in Baden-Durlach eine Ehe schließen
oder gar eingebürgert werden wollte, musste lutherischer Konfession sein. So
erfolgte häufig der Wechsel der Konfession vor der Einheirat.5- Aber viele Schweizer
(Knechte, Mägde, Hintersassen) blieben bei ihrem hergebrachten Glauben. So
notiert der Pfarrer 1688 in Tiengen beim Begräbnis eines Schweizers: „Ein feiner
Mann, aber religionis Calvinianae".58 Das Festhalten am alten Glauben barg das
Risiko, ein weniger feierliches Begräbnis zu erhalten. Der Pfarrer in Opfingen notiert
1688: „Weil er ein Calvinist war. wurde er begraben ohngesungen und ohne
Leichpredigt".59

Die zurückkehrende einheimische Restbevölkerung hatte gegenüber den Zuwan-
derern einen entscheidenden Vorteil: Sie besaß die Liegenschaften, sie verfügte
über Grund und Boden. Oft genug konnten Überlebende zusätzlich zum eigenen
Besitz das Erbe eines im Krieg verstorbenen Verwandten antreten. Dagegen waren
die Zuwanderer meist nicht in der Lage, eine Hofstelle und Grundbesitz zu er-
werben. Auch im badischen Oberland galt, was Hans Ulrich Pfister für das Elsass
feststellt: ..Der Erwerb eines Hofes ... war wenigen finanzkräftigen Einwanderern
vorbehalten und bildete immer die Ausnahme. Die überwiegende Mehrheit machten
Taglöhner. Gelegenheitsarbeiter und Handwerker aus, die durch keinen oder
nur wenigen Grundbesitz an einen bestimmten Ort gebunden waren. Die Schweizer
blieben daher zu einem großen Teil eine Bevölkerungsgruppe mit starker Mobilität
. Sie wechselten oft den Wohnsitz ... und zogen zum Teil auch aus dem Land
wieder fort".60

Innerhalb der untersuchten Orte lassen sich einige Wanderungen nachweisen,
die eine Arbeitswanderung erkennen lassen. So erscheint z. B. der Schweizer Johann
Stöcklin mit seiner Ehefrau Barbara Meier im Jahr 1682 in Tiengen. 1683
und 1685 in Opfingen. 1686 und 1688 in Haslach (jeweils Geburten). Dann verliert
sich seine Spur. Peter Reininger aus Giebenach BL lebt mit seiner Familie
von 1651 -1654 in Ihringen. 1655 - 1658 in Eichstetten, ab 1659 wieder in Ihrin-
gen, wo er 1674 stirbt. Johann Georg Haug aus Sumiswald BE erscheint 1708 auf
Wangen (bei Tiengen). 1711 auf dem Schlatthof (bei Tiengen). 1714 in Bahlingen,
1731 wieder auf Wangen. Bei einer vollständigen Untersuchung aller Orte würde
man mit Sicherheit viele weitere Wanderunsen finden.61

Die Form der Untersuchung ist nicht dazu geeignet, den echten (genetischen) Anteil
der Schweizer an der neu heranwachsenden Bevölkerung zu bestimmen. Aber
die Zahlen belegen, dass es keine ..Masseneinwanderung" (Friedrich Metz 1944)
war. keine ..Wiederbevölkerung in erster Linie durch Einwanderung" (Albrecht
Strobel 1972), keine „Wiederbesiedlung von der Schweiz aus" (Christian Pfister
1994). Die Auswertung der Ortssippenbücher führt zu anderen Ergebnissen. Genaue
Berechnungen liegen vor für Eichstetten und Tiengen.62 Der genetische Anteil der
Schweizer in Eichstetten liest bei 15 eher darunter, in Tiensen bei etwa 13 %. Si-
eher gibt es Orte mit einem höheren Anteil, so vermutlich Ihringen und Bahlingen.

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