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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 12
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angesichts der Bestrebungen, dem ostpreußischen Adel eine Eingliederung in das
russische Reich schmackhaft zu machen, einen Sonderfall darstellen mag. war in
anderer Hinsicht für die Art und Weise, wie eine zeitweilig eroberte Provinz im
Zeitalter der Aufklärung verwaltet wurde, doch so ganz ungewöhnlich nicht. Sucht
man Beispiele für die Zähmung des Krieges im 18. Jahrhundert, dann findet man
sie hier oder auch an anderen Kriegsschauplätzen des Siebenjährigen Krieges wie
in den preußischen Westprovinzen. Fast überall suchten die Besatzer die Zusammenarbeit
mit den zivilen Amtsträgern vor Ort und. wo es ging, auch mit den Ständen
; nur so ließen sich auf Dauer die erheblichen Kontributionen einigermaßen rei-
bungslos aufbringen, welche für den Unterhalt der Armeen des 18. Jahrhunderts,
die auf eine geregelte logistische Versorgung angewiesen blieben, unentbehrlich
waren3. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht doch immer wieder zu Konflikten
gekommen wäre. Besatzungstruppen nahmen, um die Zahlung von Kontributionen
zu erzwingen, auch im 18. Jahrhundert noch regelmäßig Geiseln, quartierten Soldaten
in Wohnhäusern ein. mit allen Unannehmlichkeiten, die damit verbunden
waren, und nahmen unter Umständen sogar Zwangsrekrutierungen unter der männlichen
Zivilbevölkerung vor, was dann freilich auch Widerstand provozieren konnte.

Überdies folgte das Verhalten der irregulären Einheiten und sogenannten leichten
Truppen, der Kosaken, Panduren. Jäger und Freibataillone, anderen Gesetzen
als das der regulären Regimenter, denn diese Einheiten wurden nicht aus den Magazinen
versorgt, sondern mussten sich die notwendige Fourage selber beschaffen4
. Die leichten Truppen waren überdies oft ausdrücklich zu dem Zweck geschaffen
worden, um Nahrungsmittel gewaltsam zu requirieren oder durch Plünderungen
und Überfälle die Versorgung des Gegners zu stören. Stammten die Soldaten
auch noch aus Grenzregionen Europas, in denen die üblichen Gesetze der
Kriegsführung nicht galten, wie dies für die Panduren aus Ungarn, respektive Kroatien
galt, oder handelte es sich um Kriminelle, die bewusst für Sondereinheiten
rekrutiert worden waren, was durchaus vorkam, dann konnte es auch noch im 18.
Jahrhundert zu erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Zivilbevölkerung und
Soldaten kommen. Dies geschah etwa um 1761 in Ostfriesland, als die Bauern gegen
ein französisches Freikorps, das ursprünglich ein Offizier württembergischer
Herkunft aufgestellt hatte, zu den Waffen griffen^, oder in jenen preußischen Ostprovinzen
, in denen während des Siebenjährigen Krieges die Russen kein festes
Besatzungsregiment zu etablieren vermochten, was anfänglich (1757) auch noch
für Ostpreußen gegolten hatte6. Ohne klare rechtliche Strukturen einer Okkupation
konzentrierten sich fremde Armeen auch jetzt oft auf die gewaltsame Wegnahme
von Nahrungsvorräten und das Erpressen von exzessiven Kontributionszahlungen,
was zu einer entsprechend erbitterten Gegenwehr der Bevölkerung führen konnte,
die dann wiederum brutale Repressalien der Truppen nach sich zog.

So wusste der russische Offizier Andrej Bolotow aus den Anfangsjahren des
Krieges zu berichten, die Kosaken und Kalmücken hätten allenthalben geplündert
und die Bevölkerung gequält und abgeschlachtet. Massenvergewaltigungen seien
an der Tagesordnung gewesen. Bolotow schrieb über die Kosaken und Kalmücken,

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