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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 14
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0016
bekannteste Serie solcher Bilder stammt von dem Lothringer Jacques Callot8.
Manches an solchen Schilderungen mag künstlerisch oder rhetorisch überspitzt
sein und war natürlich darauf ausgerichtet, einen bestimmten politischen Effekt zu
erreichen. Überdies hatte die Bevölkerung auch ein gewisses Interesse daran, in
späteren Berichten die Verheerungen zu übertreiben, um damit einerseits den Verdacht
der Kollaboration mit dem Gegner abzuwehren und andererseits, um einen
Erlass landesherrlicher Steuern zu erreichen. Aber auch hinter solchen rhetorischen
Überspitzungen stand eine Realität, deren Schrecken sich schwer leugnen lässt und
die sich auch der kollektiven Erinnerung der Bevölkerung in den betroffenen Regionen
auf Dauer einschrieb9.

Die Frage, welche Ursachen die Gewaltakte der Soldaten im Dreißigjährigen
Krieg hatten - sie ist oft gestellt worden -. will ich im Folgenden erneut aufnehmen
, darüber hinaus aber fragen, wie es schrittweise zu einer langsamen Zähmung
des Krieges kam. die mit einer gewissen Unterbrechung durch die Revolutionsund
Napoleonischen Kriege dann doch bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges
Bestand hatte; jedenfalls in weiten Teilen Europas. In den Kolonien oder auch auf
dem Balkan mochte es anders aussehen. Was stand hinter den das Kriegsgeschehen
regelmäßig begleitenden Ausschreitungen des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts
, wie ist der allmähliche Wandel zu einer zurückhaltenden Kriegsführung,
der allerdings in vollem Umfang erst nach 1714 sichtbar wurde, zu erklären?

//.

Lassen Sie mich beginnen mit einem Blick auf Selbstzeugnisse aus dem Dreißigjährigen
Krieg. Liest man autobiographische Aufzeichnungen aus diesen Jahren
, über die wir ja in relativ großer Zahl verfügen, dann sind zunächst einmal vor
allem zwei Umstände auffällig10. Soldaten plünderten keineswegs nur Zivilisten
aus. die im weitesten Sinne des Wortes als Feinde gelten konnten, sondern durchaus
auch Menschen, die sie eigentlich beschützen sollten, da sie Untertanen jenes
Fürsten waren, der ihr eigener Kriegsherr war. oder doch zumindest Untertanen
eines engen Verbündeten. Und zum Zweiten: Die Soldaten litten oft ebenso Not
wie die Bevölkerung, denn die logistische Versorgung größerer militärischer Einheiten
war ein Problem, das nur schwer zu lösen war. Selbst Spanien, das schon im
späten 16. Jahrhundert entlang der sogenannten Spanischen Straße von Genua über
Savoyen oder das Veltlin und den Bodenseeraum nach Luxemburg und Brüssel ein
System von Magazinen angelegt hatte, hatte große Schwierigkeiten, seine Truppen
im Dreißigjährigen Krieg längerfristig zu versorgen. Dies wird an einem Beispiel
aus unserer Region deutlich. Als 1633 der Herzog von Feria. der spanische Gouverneur
der Lombardei, mit einer Armee von knapp 20.000 Mann über die Alpen
zog, um die Schweden aus dem Bodenseeraum und dem Breisgau zu vertreiben,
wurden seine Soldaten im November auch in Freiburg und Umgebung einquartiert.
Wie Thomas Mallinger in seinen Tagebüchern schreibt, war die Knappheit an Nah-

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