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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 15
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rungsmitteln so groß, dass selbst Offiziere kein Brot hatten oder dieses zu Wucherpreisen
in der Stadt kaufen mussten". Ebenso schlecht war die Versorgung mit
Feuerholz, und so war es nicht verwunderlich, dass die Soldaten allenthalben Obstbäume
abholzten und sogar ganze Holzhütten in den Vorstädten abbrachen, um zu
kochen und zu heizen. In dieser Hinsicht verhielten sie sich also auch nicht so viel
anders als die feindlichen Schweden einige Monate zuvor, deren Soldaten und Soldatenweiber
jeden Kräuter- und Gemüsegarten geplündert und alle verfügbaren
Vorräte gestohlen, ja sogar das Korn auf den Äckern abgeerntet und dabei die Felder
verwüstet hatten12. Oder wie der Militärschriftsteller Johann Jacob von Wallhausen
es 1621 in seiner „Landtrettung" formuliert hatte: „und ist in höchster
Wahrheit ein solche gefreß. gesüff, Verschwendung und Vergeudung, also ob sie
derhalben ihren soldt hätten, die bawren auszufressen und zu verderben"13.

Abb. 2: Callot stellt hier in drastischer Weise dar, w ie ein Bauernhof von der Soldateska während des
Dreißigjährigen Krieges geplündert wird. Links greift sich ein Soldat eine Frau, wohl um sie zu vergewaltigen
, im Hintergrund des Bildes wird ein Bauer gefoltert, indem man ihn über das Herdfeuer hängt
(aus: Gutenberg Museum Mainz. Jacques Callot 1592-1635. Kupferstiche und Radierungen, hg. von

A. Wild. Mainz 1982, S. 103).

Den Truppen Ferias nützte die Requirierung von Feuerholz 1633 freilich auch
nicht viel: die Soldaten starben massenhaft: unterernährt waren sie für Infektionskrankheiten
und die Pest anfällig und im nächsten Frühjahr waren von den 20.000
Mann Ferias nicht mehr allzu viele übrig14. Dies mag ein Extremfall gewesen sein,
aber generell setzte die Kriegsführung des frühen 17. Jahrhunderts oft ganz darauf,
dass die Soldaten einer Armee sich aus dem Land selbst versorgen konnten. War
dies nicht möglich, weil es nicht genug Vorräte gab. dann drohten Hunger und
Krankheit. Dass es in solchen Situationen zu Ausschreitungen kam, war nicht weiter
verwunderlich: die schlechte Versorgungslage vieler militärischer Einheiten gehörte
zu den entscheidenden Faktoren, die einen tiefen Antagonismus zwischen Zivilisten
und Soldaten im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges begründeten. Der
einzige Faktor war es freilich nicht, denn der Gegensatz scheint tiefer gegangen zu

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