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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 18
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für spanische oder irische vielleicht auch polnische und kroatische Einheiten auf
katholischer Seite oder für schottische, vielleicht auch national-schwedische Regimenter
auf protestantischer Seite. Häufiger freilich sind Hinweise darauf, dass die
Zivilbevölkerung der Kriegsgebiete sich selbst an den Kämpfen oder doch zumindest
an den Plünderungen beteiligte, wenn ihnen dies opportun erschien, und dass
dabei die Abneigung gegen die anderskonfessionellen Nachbarn eine nicht ganz
unerhebliche Rolle spielte: auch im Oberrheingebiet gibt es aus dem Dreißigjährigen
Krieg Beispiele für solche Vorfälle-. Zum Teil suchte man sich auch für Provokationen
zu rächen, die man im Frieden ohnmächtig hatte hinnehmen müssen.

Indes waren solche Motive für die Ausschreitungen von Soldaten gegen die Zivilbevölkerung
meist nicht ursächlich. Solche Ausschreitungen, die man mit Blick
auf die Kriege des späten 16. und des 17. Jahrhunderts geradezu als eine „tax of
violence". eine Gewaltsteuer, bezeichnet hat. waren eher die unvermeidliche Folge
einer Kriegsführung, die auf dem Prinzip der permanenten Unterfinanzierung und
der Rekrutierung von Truppen, die schlechterdings nicht zu disziplinieren waren.
beruhte23. Allerdings waren die Exzesse der Kriegsführung noch durch einen weiteren
Faktor begründet, das verbreitete Militärunternehmertum. Der Krieg war im
17. Jahrhundert nur sehr partiell eine eigenverantwortlich durchgeführte Aufgabe
des Staates, respektive der fürstlichen Inhaber souveräner Herrschaftsrechte. Vielmehr
wurde diese Aufgabe häufig delegiert an militärische Befehlshaber, die den
Krieg in mehr oder weniger großem Umfang auf eigene Faust wie ein Geschäft betrieben
- ein Zustand, dem wir uns heute schrittweise wieder annähern, wenn man
an moderne Sicherheitsunternehmen mit ihren privaten Streitkräften denkt. Es waren
im 17. Jahrhundert nicht immer Adlige, die als Militärunternehmer auftraten,
es konnte sich auch um Männer handeln, die im Kriege selbst aufgestiegen und
durch militärische Erfolge das Vermögen und die notwendige Reputation aufgebaut
hatten. Auch die Vertreter finanzstarker städtischer Geschlechter fehlten nicht.
Häufig freilich handelte es sich aber doch um Angehörige des Adels oder auch um
die Repräsentation der Nebenlinien von kleineren und größeren Fürstenhäusern.
Die Fürstenfamilien Oberitaliens waren unter den Kriegsunternehmern der Epoche
ebenso vertreten wie die jüngeren Söhne von deutschen Reichsfürsten24.

Für die Militärunternehmer dominierte in hohem Maße das Geschäftskalkül,
denn selbst wenn sie sich zunächst an einen Herrn und/oder eine Konfession gebunden
fühlten, und das galt keineswegs für alle, waren sie doch genötigt, Gewinn
und Verlust sehr genau zu berechnen und mussten dabei auch bereit sein, den
Dienst zu wechseln, wenn dies opportun erschien. Die Dauer der Kampfhandlungen
im frühen 17. Jahrhundert und die Tatsache, dass so viele unterschiedliche
Fürsten und Mächte in rasch wechselnden Konstellationen am Kriegsgeschehen
beteiligt waren, begünstigte einen Typ des Kriegsunternehmers, der relativ unabhängig
operierte und nicht mehr nur 2.000 oder 3.000 Mann, also etwa ein Regiment
Infanterie, sondern unter Umständen mehrere Regimenter oder gar ganze Armeen
rekrutierte. Typisch für den autonomen Kriegsunternehmer dieser Art war
der um 1580 geborene Graf Emst von Mansfeld. der uneheliche Sohn des gefürs-

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