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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 20
(PDF, 50 MB)
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Deklassierte Adlige, jüngere Söhne oder Repräsentanten von unbedeutenden Nebenlinien
großer Fürstenhäuser stellten im frühen 17. Jahrhundert einen überproportional
großen Teil der wichtigeren Militärunternehmer. Das galt nicht nur für
Deutschland, sondern auch für Italien. Ob das Militärunternehmertum wirklich immer
ein profitables Geschäft war. lässt sich bezweifeln, denn von einem hochrangigen
Offizier wurde auch unabhängig von den Geldern, die er für den Unterhalt
seiner Truppen ausgab, eine erhebliche finanzielle Großzügigkeit erwartet. ..The
military noble lived on representation. maintaining a lifestyle at the limit of. or be-
yond his possibilities." wie es in einer Arbeit über italienische Militärunternehmer
heißt. Um Karriere zu machen, war es wichtig, durch den Prunk aufzufallen, den
man selbst im Feldlager entfaltete, und entsprechend hoch war der Aufwand für
Luxusgüter aller Art. Auch dieser Aufwand musste bezahlt werden, im Zweifelsfall
durch die Bevölkerung der besetzten Gebiete:\

Auf der Habenseite standen nicht so sehr der finanzielle Gewinn als Ruhm und
Ehre und die Chance des sozialen Aufstiegs2*. Einen Sonderfall stellt Albrecht von
Wallenstein, der wohl bekannteste Militärunternehmer des Dreißigjährigen Kriegs
dar. der das Geschäft des Krieges perfektionierte, aber auch an seine Grenzen führte
: denn seine übermächtige Stellung war mit ein Grund dafür, in den folgenden
Jahren das Militärunternehmertum zurückzudrängen. In gewisser Weise kann man
im Dreißigjährigen Krieg auch jene Fürsten zu den Militärunternehmern rechnen,
die aus ihrem Territorium vertrieben worden waren und nun versuchten, sich auf
eigene Faust durchzuschlagen, gestützt nur auf eine Armee, die sie dank der Subsi-
dien. die sie von anderer Seite erhielten, und dank ihres Status zu rekrutieren vermochten
. Der von den Franzosen Mitte der 1630er Jahre vertriebene Herzog von
Lothringen, der verbündet mit Spanien noch über 1648 hinaus gegen Frankreich
kämpfte, wäre im Dreißigjährigen Krieg ein Beispiel für diese Form des Kriegsun-
ternehmertums24. Dass gerade solche heimatlos gewordenen Fürsten, die sich nur
noch auf ihre Armee, aber nicht mehr auf ein Territorium stützen konnten, den
Krieg besonders radikal betrieben, überrascht nicht. Ähnliches finden wir heute bei
Partisanenarmeen, die ohne den Schutz eines Staates, aber auch ohne die Möglichkeit
für ihre Gegner, gegen einen Staat bei militärischen oder terroristischen Attacken
wirksam Repressalien auszuüben, ihre mörderischen Angriffe vortragen.

///.

Der Normalfall des Kriegsunternehmertums war die Anwerbung ganzer Armeen
freilich nicht. In der Regel warben die Kriegsunternehmer für ihre Auftraggeber
nur ein oder zwei Regimenter an. Für die Werbungskosten und den Sold der ersten
Monate traten sie in Vorlage, mussten also über eigene finanzielle Ressourcen oder
zumindest über Zugang zu Geldgebern und Finanziers verfügen. Später hofften sie
dann, für ihren Aufwand entschädigt zu werden, sei es durch Barzahlungen des
Kriegsherren, durch umfangreiche Dotationen von Land- und Herrschaftsrechten

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