Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 21
(PDF, 50 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0023
oder eben auch durch systematische Plünderungen. Es leuchtet ein. dass es für einen
Söldnerführer von essentieller Bedeutung war. im Krieg ein Plus zu machen,
sonst meuterten seine Soldaten, was im 16. und frühen 17. Jahrhundert oft genug
vorkam, und er verlor seine Reputation als ein Kommandeur, der es verstand, für
seine Männer zu sorgen. Gerade diese Reputation war aber für die erfolgreiche Re-
krutieruns neuer Soldaten entscheidend. Allzu viel Rücksicht auf die Zivilbevölke-
rung war unter solchen Umständen kaum möglich, und umgekehrt konnte es sich
ein Oberbefehlshaber auch nicht unbedingt leisten, die Kommandeure der Regimenter
allzu streng zu beaufsichtigen. Sie hatten ihr Kapital in das Geschäft des
Krieges investiert, waren gewissermaßen Gesellschafter in einem gemeinsamen
Unternehmen mit gewissen Mitspracherechten und konnten sich daher gegen manche
Einschränkung ihrer Freiheit durchaus zur Wehr setzen.

Plünderungen und Ausschreitunsen zu unterbinden war unter solchen Umstän-
den außerordentlich schwierig. Am ehesten gelang das dort, wo die Staaten ihren
Söldnertruppen eine einigermaßen regelmäßige Besoldung garantieren konnten
und wo überdies in der langfristigen Konfrontation annähernd gleichstarker Gegner
sich dann doch halbwegs klare Regeln für das Kriegshandwerk ausbildeten.
Wohl der erste Krieg, in dem dies geschah, war der 80-jährige Krieg zwischen
Spanien und der niederländischen Republik von 1568 bis 1648. Gerade dieser
Krieg war anfänglich mit besonderer Erbitterung und Grausamkeit geführt worden
; die starken konfessionellen Gegensätze leisteten dazu ihren Beitrag. Anders
als im Dreißigjährigen Krieg in Deutschland gab es zwischen den fanatisch katholischen
Spaniern und ihren calvinistischen Gegnern keine dritte neutrale Partei,
welche die Gegensätze hätte mildern können, jedenfalls kerne mit eigener politischer
Handlungsfähigkeit. Dazu trat der Umstand, dass die zunächst schlecht bezahlten
spanischen Truppen anfänglich oft meuterten und dann die Städte, in denen
sie einquartiert waren, plünderten, während die aufständischen Niederländer
versuchten, sich durch eine Art Guerillakrieg zu behaupten und auch nicht vor
Scheinverhandlungen und vorgetäuschten Waffenstillständen zurückschreckten,
die ihnen eine Gelegenheit boten, den Gegner hinterrücks niederzumetzeln. Seit
den 1590er Jahren und noch stärker in den 1620er Jahren, als die Kampfhandlungen
nach einem 12-jährigen Waffenstillstand wieder aufgenommen wurden,
wandelte sich jedoch der Charakter des Krieges. Es gelang, das Geschäft des
Krieges weitgehend so zu organisieren, dass daneben das zivile Leben weiter seinen
weithin ungestörten Gang nahm30.

Es waren unterschiedliche Faktoren, die zu dieser Entwicklung ihren Beitrag
leisteten. Auf der einen Seite waren beide Seiten auf eine leidlich florierende Wirtschaft
angewiesen, um den Krieg zu finanzieren. Das war nur zu gewährleisten,
wenn man Plünderungen und flächendeckende Zerstörungen vermied. Zugleich
wollte man die Loyalität der Bevölkerung gewinnen, was eine gewisse Zurückhaltung
in der Kriegsführung voraussetzte. Man war sich auch bewusst. dass der Gegner
stark genug war. um auf jede Regelverletzung mit Repressalien zu antworten,
so dass es besser war. sich gleich an die Regeln zu halten. Überdies wurden die

21


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0023