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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 23
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sare. die unter anderem für die Versorgung zuständig waren, begleiteten die Truppen
nun permanent, und besondere Militärintendanten überwachten den militärischen
Apparat und übten eine eigene Gerichtsbarkeit aus.

Anders als früher wurden jetzt auch Offiziere für Vergehen wie Plünderungen regelmäßig
zur Rechenschaft gezogen. Zwar überlebten in der ludovizianischen Armee
unter der Oberfläche einer scheinbar umfassenden königlichen Kontrolle doch
vielfach feudale Strukturen, was sich etwa an der Bedeutung der Patronage für Beförderungen
oder die Verleihung von Offizierspatenten zeigte, aber dennoch war
die französische Armee nach 1660 sehr viel stärker eine staatliche Armee als in der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts34. Ausschreitungen gegen die französische Bevölkerung
wurden auch zunehmend zu einer seltenen Ausnahme, die streng geahndet
wurde, was freilich zum Teil auch damit zusammenhing, dass es Ludwig XIV.
gelang, durch einen massiven Festungsgürtel, der das französischen Territorium
schützte, das Kriegsgeschehen weitgehend in Gebiete außerhalb Frankreichs zu
verlagern. Ein anderer Faktor war sicherlich die erfolgreiche Steigerung der regulären
Steuereinnahmen, die seit den 1630er Jahren in die Wege geleitet worden
war. Wenn man Truppen einsetzte, um die Zahlung von Steuern zu erzwingen, wie
es zwischen 1630 und 1650/60 häufig vorgekommen war, musste man sich nicht
wundern, wenn die Soldaten nicht nur die Steuern eintrieben, sondern den Bauern
oder Bürgern auch darüber hinaus ihren Besitz wegnahmen, um sich selber zu bereichern
. Dies kam nach 1660 zunehmend seltener vor. zumal für solche Aufgaben
nun Sondereinheiten der Provinzintendanten bereitstanden.

Frankreich gelang nach 1660 eine erfolgreiche Bürokratisierung des Krieges; es
baute die größte Militärmaschinerie Europas auf. der vor 1690 kein Land annähernd
Vergleichbares entgegensetzen konnte. Allerdings, zu einer Zivilisierung der
Kriegsführung selber führte das nicht unbedingt, sondern im Gegenteil vielfach sogar
zu einer neuen Form von Brutalität. Hatten vorher einzelne Einheiten auf eigene
Faust geplündert und die Zivilbevölkerung drangsaliert, so wurde Derartiges
nun systematisch vom Kriegsministerium und vom Oberkommando organisiert.
Schon in den Kriegen gegen die südlichen und nördlichen Niederlande in den
1670er Jahren kam es zu erheblichen Ausschreitungen, etwa zur Zerstörung ganzer
Städte, die dann allerdings noch einmal gesteigert wurden im Pfälzischen Erbfolgekrieg
von 1688 bis 1697. Den Zerstörungen lag einerseits der Gedanke zu Grunde
, dass man die Gegner Frankreichs durch konsequenten Terror einschüchtern
könne und müsse, und andererseits die Überlegung, dass eine feindliche Armee,
die in einem menschenleeren Gebiet mit zerstörten Städten und Dörfer operiere,
früher oder später zum Rückzug, wenn nicht sogar zur Kapitulation gezwungen
sei. jedenfalls keine Operationsbasis für einen wirksamen Angriff auf den französischen
Festungsgürtel habe.

Die Brutalität einer solchen Kriessführung hatte sich rein militärisch betrachtet
in den 1680er Jahren vor allem in der Auseinandersetzung mit Spanien, aber auch
mit Genua bewährt. Das mit Spanien verbündete Genua war von der französischen
Flotte 1684 eingeäschert worden, ein Ereignis, das Ludwigs XIV. ebenso wie spä-

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