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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 35
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Teuerungen und Hungersnöte waren in allen älteren Jahrhunderten die Folge von
Negativereignissen, die das Angebot abrupt für ein oder mehrere Jahre verringerten
oder die Nachfrage erhöhten"*. Primäre Ursachen waren

- Witterungsunbilden und Naturkatastrophen.

- Pflanzenschädlinge. Pflanzen- und Tierkrankheiten.

- Kriegseinwirkungen (Be- / Verhinderung der Feldarbeit. Verwüstung der Felder.
Raub. Truppenversorgung. Zwangsabgaben).

Die Situation verschärften

- Zufuhrverbote (Handelssperren).

- Wucher.,Jnirkauf * (Vor- und / oder Aufkauf, das heißt Marktentzug, zu spekulativen
Zwecken19).

- Angstkäufe20.

In einigen Fällen zeitigten auch inflationäre Prozesse, verursacht etwa durch
Münzmanipulation. Folgen, die denen einer realen Verknappung von Lebensmitteln
gleichkamen.

Zu beantworten bleibt die Fraae. warum Ernteausfälle fast regelmäßig zu Teue-
rungen oder Hungersnöten führten.

- Das landwirtschaftliche Ertragsniveau war in allen älteren Jahrhunderten gering,
und die Ackerflächen waren begrenzt. Die Erträge deckten in normalen Jahren
das zum Leben Erforderliche: Überschüsse gab es. wenn überhaupt, nur in guten
Jahren. Die Menschen lebten - zu Zeiten mehr, zu Zeiten weniger - am Rande
der Auskömmlichkeit.

-Vorratshaltung war nur eingeschränkt möglich. Eine Ausweitung scheiterte oft
an mangelndem Kapital und überstieg vor allem die technischen Möglichkeiten.
Zwar legten größere Städte Getreidevorräte an (in eigens errichteten Kornhäusern
), doch konnten diese die Folgen von Ernteausfällen nur lindern, nicht kompensieren21
.

- Ein interregionaler Ausgleich von Nahrungsgütern war angesichts der eingeschränkten
Transportmöglichkeiten (Wege. Kapazitäten. Kommunikation) nur
bedingt möglich. Bei einer überregionalen, gemeinen Teuerung musste er aus
Mangel an Angebot ohnehin versagen.

So war das Leben der Menschen - auf einem insgesamt niedrigen Niveau - eng
angebunden an den Rhythmus der Jahre, an den Gans, und Wechsel der Ernten.
Geringe Ernten schlugen fast ungebremst auf die Ernährungslage durch und gingen
schnell an die Substanz22. Erst die agrartechnische Revolution des 19. Jahrhunderts
(mit ihren neuen Methoden der Pflanzen- und Tierzucht, der Bodenbearbeitung
, der Lagerung und des Transports von Agrargütern) hat hier eine Änderung
gebracht.

.Teuerung und Hungersnot' ist kein Thema für eine Geschichte der Reichen und
Wohlhabenden2' - die Wucht plötzlich knapper Nahrungsmittel traf die Armen24.
Denn ihnen fehlte das bescheidene Vermögen (die finanzielle ..Sicherheitsmarge"),
um bei einem sich abzeichnenden Ernteausfall rechtzeitig Vorräte anlegen zu können
: sie lebten - mehr schlecht als recht - ..von der Hand in den Mund"25. Konnten

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