Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 36
(PDF, 50 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0038
sie die gestiegenen Preise für Nahrungsmittel nicht mehr zahlen, mussten sie den
Verbrauch so weit wie möglich reduzieren: auch durch Übergang zu billigeren,
eventuell minderwertigen Speisen. Am Ende stand der Hunger. Formelhaft ausgedrückt
: Akute Not gedieh auf dem Boden permanenter Armut: mit der Folge, dass
sich ..Unterernährung und niedriges Realeinkommen gegenseitig perpetuier[t]en"26.
Für die Reichen und Vermögenden bedeutete .Teuerung* hingegen eine lästige,
vielleicht auch schwerwiegende, doch bestreitbare Mehrausgabe, die sich zudem
durch rechtzeitige Vorsorge begrenzen ließ. .Teuerung' war für sie eher ein relativer
Begriff: und der .Hunger' lag für sie jenseits des real Möglichen. Denn Getreide
war auch in Notzeiten noch vorhanden, nur konnten viele den geforderten
Preis nicht mehr bezahlen. Zu finden war es bei Großbauern. Grundherren, geistlichen
Korporationen. Bischöfen. Landesherren. ..also durchweg [bei] Besitzerin]
größerer Güter und / oder Empfängerin] umfänglicher Abgaben"2". Damit ist auch
erklärt, dass sich selbst in schweren Jahren ein Bogen von der Existenzgefährdung
über die Sättigung bis hin zum Wohlstand spannte - eine Tatsache, die die Obrigkeiten
veranlasste. Feste und Gelage in Teuerungsjahren mit Blick auf die Armen
zu verbieten.

Die Gruppe der Armen umfasste ein weites Spektrum der vorindustriellen Bevölkerung
. Außer den Personen, die am Rande oder schon außerhalb der Gesellschaft
lebten (Vaganten. Bettler. Unehrliche. Gauner und Räuber), zählten zu den
Armen erhebliche Teile der .ordentlichen" Land- und Stadtbevölkerung28.

Die ländliche Gesellschaft gliederte sich, bei fließenden Grenzen im Einzelnen,
in vier große Gruppen (wobei die beiden letzten häufig zu einer, zur ländlichen
Unterschicht zusammengefasst werden)29:

- Grundherren und Großbauern konnten über die eigene Versorgung hinaus ständig
Korn oder anderes auf dem Markt anbieten: dies auch in Notzeiten.

- Mittelbauern konnten in auten Jahren einen Teil ihrer Erzeuanisse auf dem Markt
verkaufen. In schlechten Jahren reichte die Ernte wohl noch zur Selbstversorgung.

- Kleinbauern waren ständig - in guten Erntejahren weniger, in schlechten mehr -
auf Zukauf von Nahrungsmitteln angewiesen. Das notwendige Geld kam aus
Lohnarbeit, so dass für diese Gruppe .Mischerwerb' ein charakteristisches Kennzeichen
war.

- Noch mehr gilt diese Feststellung für die, in einem engeren Sinne, unterbäuerliche
Schicht der Häusler, Taglöhner. Dorfhandwerker und Heimarbeiter.
Knechte und Mägde (sie alle in der Regel mit bescheidenem Hausbesitz und
einem Stück Land ausgestattet)30.

Zur Gruppe derjenigen, die ständig auf den Kauf von Nahrungsmitteln angewiesen
waren, gehörte auch die Stadtbevölkerung - trotz der Ackerbürger, die gerade in
den kleineren Städten einen nicht unbeträchtlichen Anteil ausmachten. Doch gilt
auch hier die Differenzierung zwischen Armen und Vermögenden.

- Zu jenen zählten arme Handwerksmeister, Handwerksgesellen. Handlanger und
Taglöhner (also ungelernte Arbeiter), Gesinde und Bedienstete, alleinstehende
Frauen und „verschämte Arme"31;

36


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0038