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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 38
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rungsmittel ausgegeben werden. Hingegen konnten Grundherren und Großbauern
an der Teuerung verdienen, da die gestiegenen Preise den quantitativen Ernteausfall
oft mehr als wettmachten33. Von einer Teuerung, der ein an sich ausreichender
Ernteertrag zugrunde lag. profitierten wohl auch die Mittelbauern, während die
Kleinbauern. Taglöhner und die lohnabhängige Stadtbevölkerung wiederum die
Leidtragenden waren.

//. Witterung und Krieg, Ernte, Teuerung und Hungersnot. Drei Fallbeispiele

Ich muss darauf verzichten, die große Zahl von Teuerungen und Hungersnöten
am Ober- und Hochrhein im einzelnen abzuhandeln. Drei ausgewählte Beispiele
mögen stellvertretend für alle anderen Fälle stehen. Sie sollen zunächst in quellennaher
Darstellung zeigen, was eine plötzliche Verknappung von Lebensmitteln für
die betroffenen Menschen bedeuten konnte. Daran anschließend sollen einige allgemeine
Schlussfolgerungen gezogen werden.

Die Hungerkrisis von 1570 bis 1574}4

Das Jahr 1570. das nasse Jahr genannt, war gantz neblich, regnerisch, betrübt
und unfruchtbahr; daher entstuend ein unbeschreibliche grose und langwürige
Theurung und Hunger [...] wegen vilem Regen Wetter faulte alles-. Im Frühling
und im Sommer führten die Flüsse Hochwasser. Es steig auch von tag zu tag dasz
korn uff von einem merkt zum andren [...] Es wardt auch diese theurung dester
grösser, weil der fürkouff so gross und streng war. Do hatt man wenig barmherzig-
keit mit den armen, sonder die reichen kouften die frücht hin und wider uff. gaben
sy vor undt ehe nit veil, sy gewunnen dann doplet daruff36.

Ein kalter Januar und Februar 1571. lange Schneebedeckung auf den Feldern sowie
Hagel und Gewitter in den Sommermonaten ließen die Lebensmittelpreise
weiter steigen. In Reimform beschrieb der Meersburger Stadtschreiber die Lage
der Menschen: In disem iar da hört man sagen I Von jamer, angst vnd armuth cla-
gen, I Heulen, wainen was gemain, I Es sollt erbarmen ainen stain. I Mancher zoch
dem bette! nach, I Der sich deß vormals nie versach. I [...] / Die reben warend sehr
etfrorn. I Das thet man danocht alls verclagen, I Am brot wollt jederman verzagen
. I [...] / Das obs geriedt sehr mechtig wol, I Alle boum die stundend vol, I Man
aß es für das täglich brot I Und was sin fro in solcher not*7.

Das Jahr 1572 war gekennzeichnet durch schweres Wetter mit Wind und HageL
so dass Bäume, Reben und Feldfrüchte geschädigt wurden. Es wurde immer
theurer und theurer. Die Obriakeiten am Oberrhein beschlossen Vorschriften für
den Komverkauf. doch hatten gerade sie einen gegenteiligen Effekt: Da kam vier
freitage kein koernlein auf den markt; und woher das? Die fursten und edelleutt
hatten viele fruchte, aber sie wollten sie nach dem preis, den sie selbst gesetzt hat-

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