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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 43
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0045
Quellenlage für die Eidgenossenschaftft. Doch können wir davon ausgehen, dass
sich die Witterung und folglich die Versorgungslage am Oberrhein nicht wesentlich
von den Verhältnissen in der Nordostschweiz unterschied.

Nach vorliegenden Quellen war das Frühjahr 1770 ungewöhnlich kalt und rau.
Die Früchte zeigten einen guten Ansatz, doch zu viel Regen, zumal in der Blüte,
machte vieles zunichte ". In den Alpen kam es zu Erdrutschen7-. Im Juli stiegen der
Zürichsee und die Limmat zu einer fürchterlichen Höhe an, der Rhein führte
Hochwasser und tat großen Schaden79. Allerorten gab es in der Eidgenossenschaft
wenig Frucht und fienge an deur zu w erden, zumal der .Fruchtpass* (die Getreideausfuhr
) aus Schwaben in die Schweiz gesperrt wurde80. Die Zürcher Obrigkeit
teilte wöchentlich Mehl an die Bürger in der Stadt und im Landgebiet aus; einzelne
Landgemeinden folgten81. Am IL Jul. wurde [in Zürich] ein ernstlich Oberkeit-
liches Mandat über den Verkauf und Vorkauf aller Gattung Gartengewächsen.
Früchten und anderen Lebensmitteln publiciert. Denn der Preisanstieg der Lebensmittel
resultierte, so die offizielle Sicht in Zürich, freylich auch aus Mißwachs und
Mangel, Versperrung der Zufuhr aus Schwaben, noch mehr aber aus Bosheit der
Menschen*1. Zürich begegnete der Teuerung jedoch nicht nur mit Fürsorgemaßnahmen
, sondern auch mit Absperrung: Um dem fremden Bettelvolk zu wehren, ließ
die Stadt die Grenzen des Untertanengebiets scharf bewachen83. In Lichtenau (südlich
von Rastatt) schrieb der Pfarrer in die Pfarrchronik: Ob nun die Ernte etwas
besser als im vorigen Jahr ausfiel, so ist doch die Teuerung im Herbst so gewesen,
daß hier der Weizen 10 Gulden galt (im Vorjahr 6 Gulden). Die Obrigkeit reagierte
: Es war [...] bei 50 Taler verboten. Frucht außer Land zu verkaufen, allein viele
hundert Viertel, da wir einen Überfluß und unsere Nachbarn den größten Mangel
hatten, sind doch heimlich ausgeführt worden**.

Der Winter 1770/71 war streng, der Sommer nass. Im Frühjahr nahm die Teuerung
weiter zu, nicht nur in der Schweitz, sondern auch im gantzen Reich und wäret
wol ein gantzes Jahr. Die Menschen kochten Breneßlen und ander Kreüter [...].
Es müeßen auch gar v/7 Grüschmueß und Grüschweggen äßen; sogar das Fleisch
verendeter Pferde wurde nicht verschmäht. Wieder ließ die Stadt Zürich in der
ganzen Landschaft den armmen und gemeinen Leüthen, one die so daß Almueßen
oder Späng nemmen. alle Wuchen Korn und Mehl austeilen, aber man hat von allen
Gemeinden denselben bahr bezallen müeßen*-. Einigen Bürgern wurde gestattet
. Teile der Allmende in Ackerland umzuwandeln, zu Anpflanzung mehrerer Feldfrüchten
und Küchengewächsen, besonders Erdäpfeln. Ein Pfarrer speiste seine
Schulkinder mit einem Gemengsei von Erdäpfeln. Mehl. Bohnen etc. Und zur Beruhigung
des leidenden Volkes diente schließlich die Verordnung, dass alle Festessen
von Amtsträgern zu unterbleiben hätten; stattdessen sollten neugewählte Ratsherren
und Zwölfer einen Solidarbeitrag in einen Zunftfonds einzahlen86. Mit Beginn
des Sommers 1772 ließ die Teuerung nach; im Juli konnte die Brotausteilung
in den Zunftstuben in Zürich eingestellt werden, obgleich erst am 2. [November]
die Zufuhr aus Schwaben wieder geöffnet worden*1.

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