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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 44
(PDF, 50 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0046
Ungeachtet des so lang gedaurten grossen Mangels und Theunmg, so liest man
in Werdmüllers Fortsetzung der Memorabilia tigurina. ist doch unser Land durch
die klugen Anstalten einer Wohlweisen Obrigkeit, durch milde Allmosen [...], in
Gegensatz anderer benachbarten Länder, noch sehr gut davon kommenys.

Zusammenfassung und Einordnung

Es waren die außergewöhnlichen Ereignisse, die sich dem Bewusstsein der Menschen
einprägten und den Weg aufs Papier der Chronisten fanden. Für die meisten
Notjahre fließen die Quellen daher reichlich.

Charakteristisch für die erzählenden Quellen ist die Sorgfalt, mit der die Autoren
kalte Winter, späten Schneefall. Hagel, nasse oder trockene Sommer. Heuschrecken
-. Raupen- oder Wühlmausplagen, gute und schlechte Ernten registrierten. Die
den heutigen Leser oft ermüdende Akribie der Witterungs- und Preisangaben ist
ein sprechendes Indiz dafür, welchen Stellenwert Naturereignisse. Wachstum und
Ernte im Bewusstsein der Menschen veraansener Jahrhunderte einnahmen: Sie
entschieden über das Leben im kommenden Jahr: über die Aussicht, satt zu werden
oder hungern zu müssen. Der Farbigkeit der Schilderung steht freilich entgegen
, dass Chroniken und Tagebücher eine subjektiv gefärbte Wiedergabe des Geschehenen
bieten, basierend auf dem begrenzten Ausschnitt des Erfahrenen. Nicht
selten sind sie zudem mit zeitlichem Abstand zum berichteten Ereignis geschrieben
worden, so dass Datierungsfehler und Erinnerungslücken nicht ausgeschlossen
sind. Eine wichtige ergänzende, auch korrigierende Rolle spielen deshalb die nüchternen
Verwaltungsakten, vor allem der städtischen Behörden. Sie halten die mehr
oder weniger zeitgleichen administrativen Reaktionen auf einen Ausnahmezustand
fest. Preisreihen, auch wenn sie im nachhinein zusammengestellt sind, spiegeln
nicht nur das Auf und Ab von Jahr zu Jahr wider, sie geben auch klare Hinweise
auf das Ausmaß einer Teuerung. Aufzeichnungen über physikalische und biologische
Prozesse, sogenannte Proxydaten (Beginn. Ende und Stärke von Fluss- oder
Seevereisungen; Häufigkeit und Höhe des Schneefalls: Hochwasserangaben: Zeitpunkt
des Pflanzenaustriebs, der Blüte, der Getreideernte und Weinlese; Ernteertragszahlen
), lassen bei sorgfältiger Auswertung metrisch-statistisch abgesicherte
Rückschlüsse auf den Witterungsverlauf eines Jahres zu.

Zur Schilderung der Not benutzen die Chronisten oft feststehende Topoi. Sie dienen
als allgemein verständliche Indikatoren für die Art eines Sachverhaltes (in unserem
Fall für die Schwere der Not): mit ihnen war keine exakte Beschreibung des
Ereignisses beabsichtigt*9. Sachgenauer sind Angaben über das Ausmaß von Armenspeisungen
, über den Preis und die Menge des verbilligt abgegebenen Korns aus
städtischen Vorräten oder auch über die Beherbergung umherziehenden Bettelvolks
(wenngleich viele Zahlen bestenfalls geschätzt sind). Aufschlussreich sind mitgeteilte
Rezepte über die Zubereitung von Notbrot aus minderwertigen Zutaten.

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