Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 49
(PDF, 50 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0051
In einer Lebensspanne von etwa 60 Jahren drohten mithin eine oder zwei Hungersnöte
. - Teuerungen und Hungersnöte trafen die Menschen in allen älteren
Jahrhunderten mit „unregelmäßiger Regelmäßigkeit"103: sie waren bestenfalls zu
mildern, nicht aber zu vermeiden. Und reich war, wer sich auch in solchen Jahren
noch satt essen konnte.

Die bei weitem häufigste Ursache der Teuerungen und Hungersnöte waren Witterungsunbilden
. Das „klimatische Muster der Subsistenzkrise*' bildeten"14:

- hohe und lang anhaltende Niederschläge im Herbst (die Aussaat des Wintergetreides
verzögerte sich),

- zu große Kälte im Winter, in Fällen gekoppelt mit fehlender Schneebedeckung
(die Frucht winterte aus), oder zu große Nässe.

- Kälte, zuviel Nässe oder lange Schneebedeckung im Frühjahr (die Sommerfrucht
konnte nicht rechtzeitig ausgesät werden: der Vegetationsbeginn verzögerte sich:
das Vieh kam verspätet auf die Weide).

- Kälte und Nässe vor allem im Juni und Juli (die Heuernte verregnete, das Getreide
wuchs aus, seine Lagerfähigkeit wurde beeinträchtigt: der Wein litt), eventuell
verbunden mit Überschwemmungen.

- Kälte und Nässe im Herbst (die Trauben und der Hafer in höheren Lagen reiften
nicht aus. frühes Ende der Herbstweide).

Zwei Elemente im negativen Witterungsspektrum müssen besonders gewichtet
werden: „hohe Niederschläge im Hoch- und Spätsommer [...] und ein großes Wärmedefizit
in den Frühjahrsmonaten*'10". Die oben näher geschilderten Teuerungen
oder Hungersnöte von 1570-74. 1690-99 und 1770/71 erfüllen alle das skizzierte
Muster.

Zu Ernteeinbußen führten auch extrem heiße und trockene Sommer, doch waren
die Folgen im allgemeinen weniger dramatisch106.

Nächst den Witterungsunbilden waren Kriege und Kriegsfolgen Ursache für
Teuerungen und Hungersnöte. Die Feldfrüchte wurden zerstört, die Ernte geraubt,
das Vieh weggetrieben, die notwendigen Arbeiten behindert. Überdeutlich schlägt
sich dieser Faktor - zusätzlich zu Witterungsunbilden - vor allem im Dreißigjährigen
Krieg (am Oberrhein ab 1632) und in den sog. Franzosenkriegen nieder, die
auch am Oberrhein aussefochten wurden (Holländischer Kriea 1672-79. Pfälzer
Erbfolgekrieg 1688-97 und Spanischer Erbfolgekrieg 1701-13/14). - In den Pfälzer
Erbfolgekrieg fiel die oben geschilderte Krise von 1690-99.

Auf inflationäre Prozesse gehen die Krisenjahre 1621-23 zurück107.

IV. Ernährung und Ernährungslagen im Langzeittrend

Es waren die spektakulären, bisweilen dramatischen Teuerungen und Hungersnöte
, die sich den Zeitgenossen einprägten und den Weg in die erzählenden Quellen
fanden. Dem rückschauenden Historiker stellt sich jedoch die weiterführende
Frage, inwieweit die kurzzeitigen Notlagen - als solche unkalkulierbare Schick-

49


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0051