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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 51
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0053
Fleischprodukten beträchtlich. Der Verzehr von Fleisch fiel"7, der von Getreideprodukten
nahm zu. Die Ausgaben für pflanzliche Nahrungsmittel machten im Ernährungsbudget
- wieder einer Maurerfamilie - nunmehr 70-75 %, die für Fleisch
25-20 9c aus118. Der .Reallohnfair im 16. Jahrhundert (steigende Preise vor allem
für Lebensmittel bei retardierenden Löhnen) erzwang den verstärkten Verzehr des
relativ (!) preiswerten und nährstoffreichen Getreides119. - Die genannten Daten
beruhen zumeist auf Schätzwerten: dennoch geben sie eine Entwicklungstendenz
wieder: den Rückgang des Lebensstandards breiter Bevölkerungsschichten vom
späten 15. bis zum 18. Jahrhundert (mit einer Unterbrechung von etwa 1650 bis
1720/30). für den die Struktur des privaten Verbrauchs ein deutlicher Indikator ist.

Wilhelm Abel leitete aus der skizzierten Entwicklung einen Abschwung der
Agrarwirtschaft seit dem späten 14. sowie einen Aufschwung im 16. Jahrhundert
ab. der - mit einer Unterbrechung nach dem Dreißigjährigen Krieg - bis zum Ende
des 18. Jahrhunderts anhielt und sich im 19. Jahrhundert in kürzer befristete, auch
konträre Bewegungen auflöste. Die Wertung als Abschwung und Aufschwung folgt
der Sicht der Produzenten. Für die ganz oder teilweise lohnabhängigen Konsumenten
bedeuteten die gesunkenen Lebensmittelpreise des 15. Jahrhunderts bei
gestiegenen Löhnen jedoch eine Wendung zum Besseren. Einprägsam, doch plakativ
spricht man gerne vom ..goldenen Zeitalter der Lohnarbeit". Die .Preisrevolution
' des 16. Jahrhunderts mit ihrem ausgeprägten Reallohnfall bedeutete hingegen
ein Sinken des Lebensstandards - mit der Folge von Massenarmut (Pauperismus)
als gesellschaftlichem Kennzeichen der Frühen Neuzeit.

Die treibende Kraft hinter der Preis- / Lohnbewegung im Spätmittelalter und in
der Frühen Neuzeit war für Abel die demographische Entwicklung. Der Bevölkerungseinbruch
im Gefolge der Pest von 1348/49 und nachfolgender Pestwellen
hatte die Nachfrage nach Lebensmitteln verringert, worauf die landwirtschaftliche
Produktion nicht in gleichem Maße reagierte. Die Preise für Nahrungsmittel fielen.
Da gleichzeitig die Löhne stiegen (es herrschte Mangel an Arbeitskräften), erhöhte
sich der Lebensstandard vor allem der ärmeren Bevölkerungsschichten. Das seit
dem Ende des 15. Jahrhunderts einsetzende Bevölkerungswachstum füllte die Lücken
, die die Pest gerissen hatte, mehr als nur aus120. Die Nachfrage nach Nahrungsmitteln
stieg, die Löhne sanken. Ein kritischer Punkt dürfte bereits um 1540
erreicht worden sein,:i. Als Folge des Dreißigjährigen Kriegs brach die Bevölkerung
in Deutschland (nicht in der Eidgenossenschaft) noch einmal eini::, und der
Druck auf die Nahrungsmittel schwand. Die sogenannten Franzosenkriege (1672-
79, 1688-97, 1701-13/14) verlangsamten die demographische Erholung am Oberrhein
, so dass in diesem Raum die Bevölkerungsgröße von vor dem Dreißigjährigen
Krieg erst wieder gegen 1720/30 oder in der Jahrhundertmitte erreicht war.
Bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts wuchs die Zahl der Menschen auf eine
neue Höchstmarke an.

Mit der steigenden Zahl von Menschen veränderte sich auch die Gesellschaftsstruktur
. Auf dem Land blieb in den Gebieten des Anerbenrechts die Zahl der Hofbesitzer
mehr oder weniger konstant: es erbte in der Regel der jüngste Sohn. Die

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