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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 56
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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dert (bis 1526/27) auf einem niedrigen Niveau. Wurden in Straßburg für Roggen
im Jahrzehnt 1381/90 durchschnittlich 49,6 Pfennig pro Rezal gezahlt, lag der
Preis 1501/10 bei nicht mehr als 53.3 Pfennig145.

Doch fehlten selbst in Zeiten, in denen sich die Lebensbedingungen für die Masse
der Menschen zum Besseren wandten, die Notjahre nicht. Sie untermauern zum
einen, dass der Nahrungsspielraum immer begrenzt war. so dass eine Sequenz von
Missernten nicht aufgefangen werden konnte. Sie zeigen zum anderen, dass die
Natur die Herrschaft über die Menschen behielt.

Eine Reihe sehr teurer Jahre durchzieht das vierte Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts
, beginnend mit dem Jahr 1433 und endend in der Hungersnot 1437/38. Die
Not war eine Folge kalter Winter (1431, 1432, 1435, 1437) sowie kalter und/oder
nasser Frühjahre (1430, 1432, 1434, 1435, 1436, 1437). Bereits zum Jahr 1433
heißt es: ward es also tür. das man großen jomer sach [...] und was höw und stro
so tür. das es nieman haben mocht. und mustent, wer nit rast rieh was, sin rieh
verkoffen von not. Und für 1438 wird berichtet: das solicher großer hunger und
not was in dem lande allenthalb. das die weit nach verzaget ist worden. [...] V/7 litt
uff dem land aussent nit anders dan krut und grüsch unter ainander kochet. Man
sait. das vi! lüt hunger stürben, wan es xand nieman kain korn. [...] Die statt tailt
in die zünft [...] und schickt man v/7 lüt uß um korn. aber sy schuffent nütz146. Mit
der Not kam die Pest; von großem Sterben berichten die Quellen für 1438/39. Erst
die Jahre 1441 und 1442 brachten wieder gute Ernten.

Der Umschwung zum langfristig Schlechteren begann, auf einem noch relativ
niedrigen Preisniveau, mit einer Serie von Teuerungen am Ende des 15. und zu Beginn
des 16. Jahrhunderts147: 1480-82, 1491. 1501-03. 1511/12, 1515-1518, 1528-
33. Mögen die Jahre der ersten fünf Teuerungen, jeweils für sich genommen, auch
nicht zu den schlimmsten Notjahren gehören, ist doch bemerkenswert, dass die
Versorgungskrisen im Abstand von nur etwa 10 Jahren aufeinander folgten. Man
muss annehmen, dass sich in ihnen sowohl die Klimaungunst wie das im Ausgang
des 15. Jahrhunderts einsetzende BevölkerungsWachstum niederschlugen. Für den
Einfluss des demographischen Faktors spricht vor allem, dass die letzte der eben
genannten Teuerungen (die von 1528-33 ) einen Preisschub auslöste, der nicht wieder
unterboten wurde148: offensichtlich wurde der Engpass in der Lebensmittelversorgung
einer wachsenden Bevölkerung deutlich spürbar'49. - Die Teuerung von
1528-33 war eine der großen Ernährungskrisen des 16. Jahrhunderts. Obwohl die
Preise bereits 1528 gestiegen waren, wurde die Folge der Notjahre erst ausgelöst
durch Nässe im Frühling und Sommer 1529, Kälte und Schnee im Frühling 1530
und 1531 sowie durch einen schneereichen Winter und kalten Frühling 1532.
Rückblickend schreibt der Villinger Heinrich Hug: die wellt gantz und gar arm
und notig [war] dan die ture hatt woll 6 jar an ainander geweret. [...] Es war ain
großer jomer, der handwerksman laid große nott mit im und sinen kinden [...] der
fürkouff und der Wucher hatt obhand in allen landen, und was alles thur. was der
mensch leben sollt, nutt ußgenommen in kain wegm. Mit der Teuerung einher gingen
Krankheiten, darunter wieder die Pest.

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