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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 57
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0059
Für die nächsten 30 Jahre blieben die Menschen von schweren Teuerungen verschont
. Dies dürfte eine Folge der ausgesprochen günstigen klimatischen Bedingungen
gewesen sein, die die Produktivität des Bodens erhöhten151. Doch wandte
sich die Situation mit den 60er-Jahren wieder und dauerhaft zum Schlechteren.
Eine Rechnung mag dies verdeutlichen. In der Zeit von 1480 bis 1533 entfielen
auf ein Jahrzehnt - rechnerisch - 3,6 Teuerungsjahre: ein fast gleicher Wert, nämlich
3,8. gilt für die Jahre von 1560 bis 1620. (Zum Vergleich: Im Zeitraum von
1370 bis 1479 entfiel auf ein Jahrzehnt ein Teuerungsjahr.)

Im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts veränderten sich die für die Landwirtschaft
maßgebenden Klimaelemente spürbar zum Schlechteren. Die häufigen Ernteausfälle
trafen auf eine „in vollem Wachstum befindliche Bevölkerung*'152. Die
Kumulation der klimatischen und demographischen Entwicklungen führte zu
schweren Krisen. Auffallend ist. dass alle Jahrzehnte im Zeitraum 1560-1620 von
einer ..Kette" von Krisenjahren durchzogen sind: nur für die 90er Jahre fällt die
Bilanz positiver aus. Den Höhepunkt bildeten die Hungerjahre von 1570-74153. Zu
erw ähnen sind aber auch die Extremjahre 1586 und 1592. Und charakteristisch für
das Gesamtbild der Periode sind ebenso die Jahre 1607/08-15. Der Winter 1607/08
war ungewöhnlich kalt. Selbst die ältesten Menschen konnten sich an einen ähnlich
harten Winter nicht erinnern, daher diß Jahr den Namen des grossen Winter-
Jahrs bekommen™. Obstbäume und Reben erfroren, der Wein gefror in den Fässern
, die Mühlen standen still. Schnee und Eis machten die Straßen vielerorts unpassierbar
. Menschen erfroren. Die im Frühjahr einsetzende Schneeschmelze führte
zu großen Überschwemmungen. Die Ernte war schlecht. Nach einem missra-
tenen Frühling und Sommer 1609 stieg der Getreidepreis weiter, die Obrigkeiten
sahen sich zu Hilfsmaßnahmen gezwungen. Der nächste kalte Winter 1613/14. ein
spätes Frühjahr und ein nasser Sommer 1614 trieben die Preise abermals hoch.
Das Jahr 1615 war hingegen regenarm: die Brunnen versiegten, viele Mühlen standen
still.

Auch in der Geschichte der Teuerungen und Hungersnöte bildet der Dreißigjährige
Krieg ein eigenes Kapitel. Am Beginn stehen drei außergewöhnlich teure Jahre
: 1621/22/23. Sie waren Ergebnis einer um sich greifenden Geldentwertung
durch Münzmanipulation. Einmal zur Finanzierung steigender Staatsausgaben in
Gang gesetzt, entfaltete sie ein Eigenleben und erreichte ihren Höhepunkt in den
.Kipper- und Wipper-Jahren" 1621-23. Die Anbieter von Waren antworteten mit
Preisen, die die Besitzer ..schlechten"' Geldes nicht mehr bezahlen konnten155. Erst
als die Obrigkeiten reagierten, setzten wieder normale Zustände ein. Witterungsbedingt
war die Teuerung der Jahre 1627/28156. Darauf folgten noch einige gute Jahre15
. bis der große Krieg ab 1632 auch das Land am Oberrhein heimsuchte und die
Not zum Dauerzustand machte. Mit dem Hunger kam wieder die Pest. Die
Schweiz blieb vom direkten Kriegsgeschehen verschont. Doch stockten die Kornzufuhren
aus dem Elsass und Schwaben: und die erhöhte Nachfrage im Reich bewirkte
umgekehrt einen steigenden Export, was beides die Preise im Land hochtrieb158
.

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