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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 60
(PDF, 50 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0062
Fruchtfuhren auf den Straßen an [...], da gab die Obrigkeit den Bürgern Korn um
einen billigen Preis, auch den benachbarten Armen ließ sie Sesterweis zukom-
men .

In den gut zwei Jahrzehnten von etwa 1790 bis 1815 überschnitt sich witterungsbedingter
Misswachs mit den direkten und indirekten Folgen der Französischen
Revolution und der Napoleonischen Kriege. Die Zahl der Krisenjahre stieg. Nach
zwei Jahren mit ungewöhnlich heißen Sommern (1793. 1794) und einem Jahr mit
kalt-trockenem Winter (1795) berichtet Ignaz Speckle, Abt des Klosters St. Peter
auf dem Schwarzwald, zum Jahr 1796: Jammer und Mangel ist groß und edle Yik-
tualien w erden sehr teuer. Für das Jahr 1800 beklagt er die große Trockenheit im
Sommer: Bei den Lasten des Krieges ist die Trockne eine große Plage. Der Winter
1801/02 war streng, der Juli 1802 kalt und nass, der August heiß und trocken; der
Misswachs allgemein. Das Jahr 1805 brachte einen nass-kalten Sommer und ungünstigen
Herbst: Zudem ist die Witterung äußerst schlecht. [...] Das Elend, der
Druck ist dermal größer als noch immer in vorigen Kriegsjahren. 1811 stiegen die
Brotfrüchte wegen der langen Trockene [...] sehr im Preise: nur der Wein geriet
vorzüglich. 1812 beklagt sich Ignaz Speckle über die in Baden eingeführte Akzis
oder die Besteuerung aller menschlicher Bedibfnisse. Dem trocken-kalten Winter
1813 folgten ein kalter März und ein regnerischer Juli mit Überschwemmungen:
zudem litt das Land, so Speckle. unter der ungeheuren Anzahl durchziehender
Truppen aller Nationen [...]. Höfe und Dorfschaften sind auf gezehret. viele Häuser
verlassen112.

In meteorologischer Hinsicht nimmt das Jahr 1816. das ..Jahr ohne Sommer",
eine Sonderstellung ein. Die Ursache für die extrem widrige Witterung war der
Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im April 1815. Der in der Stratosphäre
gesammelte gewaltige Staubschleier ..verminderte den Einfluss der Sonnenstrahlung
, bewirkte eine Abkühlung der Erde und verzerrte die Muster der globalen
Windzirkulation"173. Die Folge waren ein langer, schneereicher Winter 1815/16.
Kälte. Regen und Überschwemmungen im Sommer 1816 sowie ein erneuter früher
Wintereinbruch. Die Ernte missriet, die Preise stiegen, der Hunger herrschte. Ignaz
Speckle notierte in sein Tagebuch zum Monat Juni174: Von allen Seiten kommen
traurige Nachrichten über die anhaltende kalte und regnerische Witterung. [...] Die
Früchte schlagen sehr auf. Zum August heißt es: Unterdessen kamen von allen
Seiten noch immer traurige Nachrichten von Mißwachs, Überschwemmungen und
Wetterschaden. Im Oktober wurde der große Schaden sichtbar: Über Wald wird
grüner und reifer Haber zusammengeschnitten oder gemähet. In der Baar ist Sommer
- und Winterernte. Sammlung des Ohmdes, der Erdbirnen, Habers. Flachses
und der neuen Wintersaat und zugleich das Ausdreschen des Eingeheimsten alles
untereinander. Zu Beginn des Jahres 1817 schrieb er: Das neue Jahr öffnet traurige
Aussichten. Aus allen Provinzen höret man Jammer über außerordentliche
Teuerung und Mangel. Man befürchtet bis im Sommer große Not. [...] Auf unserm
Schwarzwald wurden die Früchte an sehr vielen Orten nicht reif. Größtenteils
konnte auch das meiste nicht eingeheimst werden, weil der Winter zu früh einfiel.

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