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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 79
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wiesen wird daneben auf die große Romwallfahrt des Jahres 135025. Die Koelhoff-
sche Chronik, lange nach den verheerenden Ereignissen entstanden, vermag dem
nichts hinzuzufügen26. Die erhaltenen Schriftzeugnisse geben keinerlei Auskunft
darüber, ob und in welcher Form die städtischen Obrigkeiten Maßnahmen zur Eindämmung
der Seuche oder zu einer institutionellen Versorgung der Erkrankten ergriffen
. Das Verhalten der Kölner Ärzte und Wundärzte im Angesicht der unbekannten
und furchterregenden Krankheit ist nicht überliefert. Ebenso bleibt ungewiss
, ob angesichts der herannahenden Gefahr Vorkehrungen getroffen wurden,
um die Stadt vor einem Ausbruch des .Schwarzen Todes' zu schützen. Angesichts
der Kenntnis von der Situation am Oberrhein und der Langsamkeit, mit der sich
die Seuche gen Norden ausbreitete, wäre genügend Zeit für prophylaktische Vorbereitungen
auf der Grundlage zeitgenössischen Wissens geblieben2 . Diese hätten
basierend auf dem Pariser Pestgutachten auf eine Verminderung der als Krank-
heitsverursacher angesehenen sogenannten .Miasmen" durch verschärfte Hygienebestimmungen
abzielen können. In Anlehnung an die bereits gewonnene Erkenntnis
, dass zwischenmenschlicher Kontakt todbringend sein konnte, wären ebenso
Beschränkungen der auswärtigen Beziehungen in Frage gekommen. Doch wahrscheinlich
beschränkte man sich darauf, mit Frömmigkeitsbezeigungen aller Art
göttliche Gnade zu ersuchen.

In Köln wusste man auch um die Judenmorde am Oberrhein, hatte doch der Rat
in einem Schreiben vom 12. Januar 1349 die Straßburger Stadtväter gebeten, der
aufrührerischen Stimmung gegen die Juden entgegenzuwirken2*. Schon seit August
1348 verbreitete sich auch in Köln das Gerücht der jüdischen Brunnenvergiftung.
Im Laufe der folgenden Monate spitzte sich die Situation zu. Als am 15. August
Erzbischof Walram von Jülich in Paris starb, waren die Kölner Juden, die sowohl
dem Kirchenfürsten als auch dem Rat unterstanden, eines wichtigen Schutzgaranten
beraubt. Kurz darauf kam es in Köln zu gewalttätigen Übergriffen gegen die
Juden29. Am 24. August, so notieren die Annalen. bleven die Joeden doit [tot], de
sich selver verbrantetv"0. Der anonyme Verfasser der Koelhoffschen Chronik weiß
indes zu berichten, dass die Juden nicht nur selfs zo Colne in iren huiseren den
Feuertod starben, sondern ebenso ermordet wurden3'. Diese Darstellung wird von
der Kölner Weltchronik bestätigt, die von einem mitleidlosen Gemetzel unter den
Juden spricht, in dem selbst Neugeborene nicht verschont wurden32. Im Gegensatz
zu den Jahrbüchern findet sich in der Schilderung der Koelhoffschen Chronik ein
Hinweis auf das Brunnenvergiftungsgerücht, das der Autor derselben nicht in Frage
stellt. Die Juden, so schreibt er. hätten allerorts die wasser und puitz venint
(Brunnen vergiftet). Wo man dies gewahr geworden sei, habe man sie getötet und
vertrieben. Welche Rolle die Geißlerzüge für das gewaltsame Vorgehen gegen die
jüdischen Einwohner Kölns spielten, bleibt unklar. Die lokalen Schriftzeugnisse
erwähnen das Auftreten der Geißler für das Jahr 1349 nur am Rande33. Weder der
genaue Zeitpunkt ihres Eintreffens in der Stadt noch ihr dortiges Gebaren lassen
sich ermitteln. Die Reihenfolge der in den Quellen geschilderten Ereignisse legt
aber die Vermutung nahe, dass die Geißler vor der Ermordung der Kölner Juden in

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