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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 80
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die Stadt kamen und möglicherweise die antijüdische Stimmung zusätzlich anheizten
. Der Chronist Levold von Northof stellt in Bezug auf Köln einen Kausalzusammenhang
zwischen Geißlerzug und Judenpogrom her34. Seinem Bericht zufolge
wurden die jüdischen Einwohner umgebracht, als sich die Geißler in der
Stadt befanden. Zugleich schließt der zeitliche Abstand zwischen dem Durchzug
der Flagellanten und dem Ausbruch der Seuche im Falle Kölns eine Einschlep-
puns des .Schwarzen Todes" auf diesem Wes aus.

Das Massaker an den Kölner Juden und die spätere Regelung der Besitzverteilung
drängen in der Überlieferung wie auch andernorts das lokale Seuchengeschehen
trotz seiner Heftigkeit in den Hintergrund. Wie groß die Sterblichkeit in Köln
gewesen sein muss, lässt eine päpstliche Urkunde vom 29. Juli 1351 erahnen. Clemens
VI. überstellte dem Kölner Domkapitel die Pfarrkirche zu Glehn, da propter
maximam mortalitatis pestem. que in eisdem partibus proximis temporibus viguit
(wegen der übergroßen Sterblichkeit, die in den Gegenden in der letzten Zeit vorgeherrscht
hat), dessen Einkünfte deutlich geschmälert seien35.

Im Gefolge des .Schwarzen Todes'

Nur wenige Jahre nach dem .Schwarzen Tod' kehrte das Massensterben in die
oberrheinischen Städte zurück. Wie in anderen Städten, so verzeichnet der Chronist
Fritsche Closener schon 1358 wieder ein gemein sterben in Straßburg36. Nicht
ganz so groß sei dieses gewesen wie das erste, aber auch nicht viel kleiner. Eine
ähnliche Bemerkung zu dem schwächeren Verlauf der folgenden Seuchen findet
sich auch bei dem Chronisten Tileman Ehlen von Wolfhagen37. Diesesmal sei der
Weg der Seuche jedoch anders verlaufen als während des .Schwarzen Todes", führt
Closener aus. Aus den Niederlanden sei sie herabgekommen. Folge des Sterbens
in Straßburg war dieses Mal die Anlage eines neuen Friedhofs. Für spätere Jahre
lassen sich die Seuchen bisweilen in ihrer Natur unterscheiden. So erwähnt der
Straßburger Chronist und Kapitelherr von St. Thomas. Jakob Twinger von Königshofen
, für das Jahr 1387 eine todbringende Seuche, die mit Husten einherging, und
für das Jahr 1403 den sogenannten .Blutfluss'. eine infektiöse Erkrankung des Magen
-Darm-Trakts3*. Doch schon 1397 war wiederum eine Form der .Pestilenz' aufgetreten
, die sich den Ausführungen des Chronisten zufolge zwei Jahre endemisch
in Straßburg hielt und der man mit Bittprozessionen zu begegnen versuchte. Und
auch am Beginn des 15. Jahrhunderts ebbte das Seuchengeschehen in der elsäs-
sischen Stadt nicht ab. Im Jahre 1410 setzte wiederum ein großes Sterben ein.
1414 zeigte sich erneut ein Husten mit Todesfolse. Leider machen die Geschichts-
Schreiber kaum Angaben zu den Auswirkungen der jeweiligen Seuchen auf den
städtischen Alltag oder beschreiben Reaktionen des Rates und der Bevölkerung.
Für Freiburg, das in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Abstand von nur
wenigen Jahren immer wieder Seuchenausbrüche erlebte (1474. 1477. 1480, 1492,
1497). ist bezeugt, dass der Lehrbetrieb an der Universität durch die Flucht von

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