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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 103
(PDF, 50 MB)
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des neuen Rheins sollten nicht geschlossen werden, damit der Rhein weiterhin
ausufern und den gefallenen Grundwasserstand aufhöhen könnte. Doch wurden
diese Vorschläge nicht verwirklicht. Die Erfordernisse der ganzjährigen Schifffahrt
auf dem Rhein erzwangen den Schluss der Dämme, wodurch das Grundwasser
weiter absank4:. Eine 50 ha große Wasserfläche im Stadtwald Neuenburg fiel trocken
. Reihenweise wurden Pyramidenpappeln und Grauerlen dürr. Die Fachleute
befürchteten, dass im Neuenburger Wald Sandw üsten und Steppen mit Halbbäumen
entstehen könnten43.

Die Entwicklung des Auewalds zum grundwasserfernen Wald in der Rheinebene
konnte nicht aufgehalten werden. Im Gegenteil: Der Bau des Rheinseitenkanals
führte zu weiteren schwerwiegenden und irreversiblen Grundwasserabsenkungen.
Die Gemeinden auf der deutschen Seite der Neuenburger Rheinaue reagierten
durch weitere Zurückhaltung beim Umbau ihrer Waldflächen in Richtung Mitteloder
Hochwald aus Eichen, Eschen oder Ulmen. Man sah, dass Kiefern und Robinien
verhältnismäßig gut mit den trockengefallenen Standorten zurecht kamen.
Deshalb erhielten diese Baumarten immer wieder Anbauchancen. So entstanden
anstelle des Faschinensebüschs Kiefern- und Robinienwälder, insbesondere nach
dem Zweiten Weltkrieg.

Auf der anderen Seite haben sich die Gemeinden in der Rheinaue nie zu einem
vollen Umbau ihrer Wälder entschieden. Auch der Kiefernanbau blieb nur Episode
. Nennenswerte Teile jener Flächen, die der unbeabsichtigte Rheindurchbruch
um 1850 hinterließ, wurden nie mit dauerhaftem Erfolg bepflanzt. Reste des Faschinengebüschs
sind deshalb bis heute erhalten geblieben. In ihm ist der Sanddornstrauch
noch erhalten, der neben der Deutschen Tamariske die Inseln, den An-
landungsbereich und den Uferbereich des Rheins bis 1900 maßgeblich prägte.
Große Teile der Wälder in der Neuenburger Rheinaue sind baumlos. Sie repräsentieren
häufig die historische Nutzungsform der Viehweide. Baumfreie Trockenrasen
, mit Gebüsch und Sträuchem bestandene sowie extrem strauchreiche Kiefern-
und Laubmischwälder bilden in der Neuenburger Rheinaue einen einmaligen, in
sich vernetzten Biotopverbund, der im Naturschutzwert sehr hoch eingestuft wird.
Deshalb ist er durch zahlreiche Schutzverordnungen als Naturschutzgebiet, Waldbiotop
oder .Natura 2000"- Gebiet geschützt44. Das heutige Ökosystem Wald erreicht
zwar nicht die Baumhöhen anderer Auewälder in der Südlichen Oberrheinaue
, es sticht aber durch seinen Strukturreichtum, seine Vielfalt und Biodiversität
hervor (Abb. 14).

In dem hier betrachteten Zeitraum von 220 Jahren hat sich die Strauch- und
baumbestandene Fläche in der deutsch-französischen Rheinaue bei Neuenburg
durch die Rheinkorrektion vergrößert. 1790 betrug der Anteil 30%. Er erhöhte
sich bis zum Beginn der Rheinkorrektion auf 33 % und erreichte durch die Maßnahmen
der Rheinkorrektion den heutigen Wert von 37 %. In der rein statistischen
Betrachtung der Veränderungen kommen die ökologischen Brüche während der
vergangenen 220 Jahre nicht zum Ausdruck. Das Insel- und Ufergebüsch der Zeitspanne
zwischen 1790 und 1880 ist hinsichtlich der standörtlichen Gegebenheiten

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