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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 115
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Neuenburg denkt) und erlaubten Einrichtungen zur Beherrschung des Rheins. Die
Einrichtungen auf der anderen Seite befanden sich hingegen in der Aue oder auf
Inseln oder etwas entfernt vom Fluss, auf dem Hochgestade am Rand der Niederterrasse
, der sogenannten ,grauen Hardt*. Das weit zum Tiefland offene linke
Ufer war also stärker den Hochwassern ausgesetzt, wovon dann auch oft die Rede
ist: ..da der Rhein mit voller Wucht auf das linke Ufer des genannten Teiles strömte
[...]"2\ Von diesem Ereignis waren die Elsässer in solch starkem Maße betroffen
, dass sie sogar „die vom Breisgau" (oder die „Habsburger") verdächtigten, den
Fluss zu ihren Dörfern umgelenkt zu haben24.

Die Streuung der Städte und Dörfer auf der einen und anderen Seite des Rheins
beweist, wenn das überhaupt noch nötig ist, dass der Fluss in keiner Weise eine
Barriere oder Grenze darstellte25. Die Römer hatten bereits drei Steinbrücken gebaut
(Äugst, Kembs und Stein), und im Mittelalter ergänzte der Basler Bischof
diese Reihe durch eine weiteres solches Bauwerk. Breisach ließ 1275 eine Brücke
errichten, Straßburg 1388. In der Frühen Neuzeit wurden weitere Brücken wie die
von Vögelgrün und von Fort Mortier über den Rhein geschlagen. Nach Ansicht des
Zollinspektors begünstigten diese den Schmuggel26. Indes waren sie nicht unbedingt
notwendig, um ans andere Ufer zu gelangen, denn viele Übergänge funktionierten
im Fährbetrieb (Basel. Niffer, Burkheim) oder durch eine Furt (Istein, Butenheim
. Ottmarsheim, Sponeck, Limberg, Schwanau etc.) oder auch mittels
Schiffsbrücken wie bei Neuenburg bis zum 17. Jahrhundert. In dieser so einzigartigen
Stromlandschaft konnte ein und dieselbe Ortschaft und ihr Bannbereich je
nach Lauf des Großen Rheins auch das Ufer wechseln: Breisach, Rosenau. Cha-
lampe oder Schwanau zeugen hiervon. Eine Anzahl von Ortschaften lag auf Inseln,
das heißt, sie waren von Flussarmen umgeben27. Drei Beispiele sind bekannt: Cha-
lampe lag ab 1700 auf einer Insel und war abhängig von Neuenburg. Kerns lag auf
einer Insel, Kleinkembs auf dem rechten, später dann auf dem linken Ufer28. Ein
weiteres Beispiel stellt Groß-Hüningen dar. Diese Veränderungen erscheinen in
den Aktenheften, welche die Konflikte beschreiben, die eine solche ,bewegliche
Geographie" auslöste. So machen im Jahre 1714 anlässlich eines Protests wegen
der Instandhaltung eines Mühlenkanals die Beschwerdeführer geltend: „In dieser
Sache ist anzumerken, dass der Rhein seit ungefähr 60 Jahren so viel Land verschlungen
hat. dass allein das Dorf Baigau hinsichtlich der unglücklichen Nambs-
heimer Mühle, die immer schon den Rhein angezogen hat, vier- bis fünfhundert
Morgen Wald. Wiesen und Ackerland verloren hat"29. Der Vorgang zog sich hin
und verlor sich gewissermaßen in den Mäandern des Rheins, denn 1744 wurde dieselbe
Beschwerde erneut vorgebracht: „Die Zahlungen [zur Unterhaltung des
Mühlenkanals] wurden solange und ohne etwaigen Widerstand geleistet bis der
Rhein stärker gegen das elsässische Ufer strömte und den genannten Kanal sowie
einen Großteil des Ufers mit seinem Wasser umspült hatte [...]"3°. Der Bannbereich
der Dörfer erstreckte sich im Übrigen quer über die beiden Ufer, wie im Falle von
Biesheim und Nambsheim oder bei der Stadt Breisach. Schließlich lagen sich, vor
allem auf der Strecke zwischen Groß-Hüningen / Basel und Marckolsheim / Sas-

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