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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 119
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sein konnte: Viele Ableitungskanäle, kleine Dämme, um eine Rinne umzulenken
oder um das Kulturland und die Siedlungen zu schützen, ferner Fischteiche und
Stauhaltungen. Das Wasser des Flusses drehte die Mühlräder. Mühlenbau ist seit
dem 9. Jahrhundert bezeugt. Die Erwähnungen von molendinum, Mühle (Mühlin-
kopf49. Mühlbach etc.) zeugen von der intensiven Nutzung des Flusses. Die Wassernutzung
hat die dörflichen Gemeinden dazu gebracht, sich zusammenzuschließen
, um gemeinsame Arbeiten durchzuführen, zum Beispiel den Bau und vor
allem den Unterhalt von Abzweigungskanälen, die es erlaubten, das Wasser regelmäßig
heranzuführen. Die Launen des Rheins, dessen Wassermenge und insbesondere
dessen Lauf sich ständig veränderten, haben diesen Einrichtungen allerdings
erhebliche Probleme bereitet.

Das Rappoltsteiner Archiv enthält in dieser Hinsicht ein sehr schönes Aktenheft
mit der Überschrift Titres, actes etpieces dune conteStation entre les seigneurs de
Baigau et de Lambsheim touchant les moulins et le cours d'eau sur leur territoire
respectif0. Man kann darin lesen, dass „die verschiedenen Mühlen entlang des
Rheins von Blodelsheim bis Heiteren - wie man anhand einer Karte, die zu diesen
Zwecken angefertigt wurde, erkennen kann - das Wasser eines gemeinsamen Kanals
benutzen, der vom genannten Blodelsheim bis Heiteren und darüber hinaus
bis zur Einmündung in den Rhein in derselben Flucht ausgehoben wurde". Die
Müller hatten sich zusammengetan, die Abgaben wurden zwischen allen betroffenen
Bannherren und den Dörfern Baigau und Nambsheim aufgeteilt. Aber der
Rhein hat die Nutzung des Versorgungskanals mehrere Male mittelbar beeinträchtigt
. ..indem er auf das andere Ufer strömte". Herr von Anthes, der damals Nambsheim
besaß, begann daher, einen anderen Kanal graben zu lassen, der unmittelbarer
in das neue Bett des Rheins mündete. Dabei beseitigte er allerdings einen
Deich und setzte so das Dorf den Überschwemmungen des Flusses aus. Die Einwohner
verweigerten die Fronarbeiten, die hierzu nötig gewesen wären „wegen der
Kanäle, die nach Laune des Sieur Anthes angefertigt worden waren". Dieser antwortete
, dass der Prozess nur dazu da sei, „um ihm Leid anzutun". Der Prozess
dauerte ein halbes Jahrhundert, sein Ausgang ist unbekannt, aber sicher ist, dass
das Wasser weiter den Rhein hinunterfloss. Der Ertrag aus der Tätigkeit der Mühlen
konnte jedenfalls durchaus von Bedeutung sein, denn im Jahr 1744 kauften die
Rappoltsteiner das Dorf Nambsheim für 8.000 Gulden. Mit dem Bevölkerungsdruck
im 18. Jahrhundert und dem daher wachsenden Bedarf an Mühlen häuften
sich die Konflikte zwischen den Müllem und den Gemeinden, die durch den Bau
der Schutzvorrichtungen ruiniert waren. Eigentümer standen gegen Landwirte,
Dorf stand gegen Dorf. Der Rhein wurde zur Waffe, die man gegen seinen Gegner
richtete. In manchen Sommern mangelte es den Mühlen wegen Trockenheit an
.Treibstoff" - wie in Basel 1540. als man zu Fuß unter der Brücke nach Klein-
Basel hindurchgehen konnte.

Der Rhein konnte also als Verkehrsader gefragt sein ebenso wie als Energiespender
, um Mühlen zu drehen und so das tägliche Brot der um ihn wohnenden Menschen
sicherzustellen, aber auch für die Fischzucht. In Breisach waren die Fischer

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