Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 133
(PDF, 50 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0135
sehen. Dies erklärt auch, dass zum damaligen Zeitpunkt immer noch eine wohlhabende
Schicht Neuenburger Bürger existierte8, obwohl fortschreitende Zerstörungen
durch den Rhein eine Abwanderung der Oberschicht vermuten lassen könnten.

So lässt sich für das mittelalterliche Neuenburg ein äußerst positives Bild zeichnen
: Infolge der aus wirtschaftlicher Sicht betrachteten günstigen geographischen
Lage der Stadt und verschiedener, die städtische Wirtschaft unterstützenden Bestimmungen
hatten sich in Neuenburg zahlreiche Kaufleute etabliert. Ihr Aktionsradius
reichte bis zur Frankfurter Messe. Sie verdienten ihr Geld vor allem im
Tuchhandel. Infolge der Lage Neuenbürgs am Rheinübergang zum Elsass und der
dort über viele Jahrzehnte hinweg garantierten Zollfreiheit beschränkte sich der
Handel der Neuenburger Kaufleute nicht nur auf die rechte Rheinseite, sondern
fand seinen zweiten Schwerpunkt im Elsass, war aber im Wesentlichen auf die
nächstgelegenen größeren Städte konzentriert. Unterstützt wurde der Handel von
den in Neuenburg ansässigen Schiffern, die Waren auf dem Rhein transportierten.
Neuenburg fungierte im Mittelalter in gewissem Maße als Drehscheibe des Handels
zwischen Elsass und Breisgau.

Chronologie der Rheinzerstörungen

Die mittelalterliche Gestalt Neuenbürgs ist an der heutigen Baustruktur kaum
mehr abzulesen. Von der voranschreitenden Erosion am Neuenburger Prallhang
war das westliche Stadtgebiet betroffen4. Eine Bilanz der Verluste an Gebäuden
und Plätzen bis 1525 führte zu einer stattlichen Liste1". Ab 1525 fehlten: der gesamte
westliche Teil der Stadtmauer, das obere Tor. das Rheintor sowie die davor
liegende Schiffsanlegestelle, die ehemalige Burg der Herzöge von Zähringen, das
Langhaus der Stadtkirche, verschiedene, um die Pfarrkirche gelegene Kaplanei-
häuser. die ebenfalls dort angesiedelte Herberge der Dominikaner, die Schule, das
Rathaus, die Gerichtslaube, das Salzhaus sowie der ehemalige Stadthof des Klosters
Tennenbach". Betroffen war auch das Spital, das in der westlichen Hälfte der
Stadt zum Rhein hin lag, ungefähr im Bereich des heutigen Hotels Krone12. Ein
Eintrag aus einem Güterbuch von 1500 zeigt, wie der Rhein das Spital sukzessive
bedrohte. Denn das angrenzende Haus war damals bereits vom Rhein weggerissen
worden13. Westlich der Abbruchkante des Hochgestades liegt also ein Totalverlust
der historischen Substanz vor. Wie diese Aufzählung eindrucksvoll zeigt, wurde
das geistige und das administrative Zentrum der Stadt ausradiert.

Dieser Befund war sicherlich nicht nur das Ergebnis der Rheinkatastrophe von
1525. Schon in den Jahrzehnten zuvor kündigte sich die Katastrophe langsam aber
unabänderlich an. Explizit wird man erstmals 1403 auf die zerstörerische Kraft des
Rheins hingewiesen. König Ruprecht gestattete der Stadt, Zölle und Ungeld zu erheben
. Ausdrücklich wird hierbei der vorrangige Verwendungszweck genannt: Sie
dienten der Stadt dazu, sich gegen die Gefahren des Rheins zu schützen14. 1442
bezeichnete ein Zollprivileg Neuenburg als vom Rheinwasser beschädigt. Also

133


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0135