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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 146
(PDF, 50 MB)
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hoffte das Kloster St. Alban mit der Androhung von Bußen beizukommen. Ein anderes
Mittel bestand darin, den Meier bei Zahlungsverzug Pfänder sammeln zu
lassen: im extremsten Fall ließ das Kloster die Güter einziehen. Anscheinend war
eigenmächtiges Handeln der Bauern durchaus anzutreffen, denn in manchen Hofordnungen
werden ihnen heimliche Verpfändungen und Handänderungen untersagt52
.

Sozialer Wandel auf dem Land

Als wesentlichste Errungenschaft der Landbevölkerung kann die Verbesserung
der Leiheformen gelten. Dadurch änderte sich das Verhältnis zur Grundherrschaft
einerseits, das Generationen- und Geschlechterverhältnis innerhalb der ländlichen
Gesellschaft andererseits. Mehr und mehr setzte sich seit 1300 das bäuerliche Erbrecht
durch. Während sich im Schwarzwald die Anerbensitte ausformte, herrschte
im übrigen Oberrheingebiet die Realteilungssitte. „Als der Rückzug des Grundherrn
(vom Eigenbau, D. R.) erfolgte, hat die Absicht, den Bauern an der Erhaltung
der Produktionskraft des Bodens zu interessieren, bestimmend bei der Einführung
freier Leihegrundsätze gewirkt"53. Mit der Verbreitung des Typs .bäuerliche
Familien Wirtschaft" nahm nun auch die Verantwortung der Eheleute zu, während
der Einfluss der srundherrlichen Amtsleute auf die landwirtschaftliche Pro-
duktion zurückging. Es lag nun mehr und mehr im Interesse der Ehepaare, Vorsorge
für die kommende Generation zu treffen"'4. Sie verstanden dies nicht nur wirtschaftlich
, im ..haushälterischen" Sinn, sondern auch als Jenseitsfürsorge. Im 15.
Jahrhundert richteten Dorfleute in den Ortskirchen Jahrzeitstiftungen ein. wie Mi-
reille Othenin-Girard darleste. Die Jahrzeitbücher enthalten viele Bestimmunsen,
die Kinder und Stiefkinder seien ins Gebetssedenken der Eltern einzuschließen55.
Erste bäuerliche Anniversarstiftungen flössen neben solchen des Hochadels schon
im 13. Jahrhundert der Liestaler Stadtkirche zu'6. Diese Dokumente liturgischen
Handelns in Stadt- und Dorfkirchen zeugen von Familiensinn und einem Familienverständnis
, in dessen Kern die Kleinfamilie als Lebenseinheit von Eltern mit ihren
Kindern steht57.

Neben der Erbleihe blieben kürzere, befristete Leiheformen durchaus noch bestehen
. Bei den Freistift- oder Schupflehen behielt sich der Grundherr die freie Ab-
stiftung der Bauern vor. d. h. er konnte ihnen das Lehen jederzeit entziehen. ..Die
durch das prekäre Besitzrecht an sich gegebene Möglichkeit der Zinssteigerung ist
praktisch nicht wahrgenommen worden, obwohl sich der Austauschwert der Abgaben
ständig minderte"58. Viele Güter im Elsass und im Breisgau waren in Zeitpacht
ausgegeben, häufig auf 9 oder 12 Jahre5g. entsprechend dem Rotationszyklus der
Dreizelgenwirtschaft. Ein anderer Leihemodus war die Teilpacht. Bei Meierhöfen
bevorzugte St. Alban die Zeitleihe und die Vitalleihe. Leihe auf Lebenszeit, in
manchen Fällen hielt es sich die Option, zum Eigenbau zurückzukehren, ausdrücklich
offen. Dagegen waren gerade die Meier bestrebt, die Erblichkeit ihres Hofes
durchzusetzen611. Bisweilen verband der Grundherr die Leihe von Hofgütern mit

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