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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 147
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Auflagen. So entstanden etwa in Ranspach im Elsass im letzten Viertel des 13.
Jahrhunderts auf Veranlassung des Priorats St. Alban durch die Rodungsarbeit
dreier Bauern 24 Juchert Neubrüche, was auf den durch den Bevölkerungsanstieg
gegebenen Druck zur Ausweitung von Anbauflächen hindeutet61.

Neuere sozialgeschichtliche Forschungen brachten vertiefte Erkenntnisse zum
sozialen Wandel auf dem Land im Spätmittelalter. Die Dynamik des Wandels spiegelt
die Bedürfnisse und kulturell bestimmten Handlungsmuster der beteiligten
Akteure. In den überlieferten Wirtschaftsquellen ist Wandel vor allem anhand der
Besitzverhältnisse fassbar. Methodische Vorbedingung, um den Umfang der Betriebsflächen
. Gütertransfer und Mobilität der Güter festzustellen, ist die Kleinarbeit
der Rekonstruktion von Zinserlisten und Hofbeständern in den urbariellen
Quellen wie Zinsbüchern und Berainen.

Vermutlich sahen sich die Grundherren im 13. und 14. Jahrhundert wegen des
Bevölkerungsanstiegs einerseits, der Ansprüche der Bauern andererseits veranlasst,
größere Güterkomplexe in mehrere Einheiten zu zerschlagen und an mehrere Zinser
zu verleihen. Dieser Prozess ist beispielhaft im Dinghof von Jettingen nachvollziehbar
, wo ein Hof. der 1339 noch als Einheit ausgegeben worden war, nach
der Pest um 1370 in den Händen von 12 Bauern war. Ebenfalls hatte sich auf den
Novalgütern des Dorfs die Zahl der beliehenen Zinser in der ersten Hälfte des 14.
Jahrhunderts verdoppelt. Gilomen meint, die Aufteilung alter Hofverbände gehe
nicht auf die Initiative der Bauern zurück, sondern sei „einem Willensakt des Hof-
herm entsprungen", der wahrscheinlich dem Drängen der Bauern nachkam62.
„Man ist vielleicht zu sehr geneigt, die Initiativen der Grundherren zu übersehen
oder nur als Abwehr in bedrängter Lage zu erklären*'63. Wenn Prior Jörg Locher
aus einigem zeitlichem Abstand am Ende des 15. Jahrhunderts die für Jettingen
festgestellte Zersplitterung von Gütern auf das Konto des bäuerlichen Erbrechts
schreibt, so ist das nachweislich falsch: sie ist in diesem Fall das Resultat der
grundherrlich gesteuerten regelmäßigen Aufteilung des Hoflands bis zum Ende des
14. Jahrhunderts. In anderen Fällen waren alte Hofverbände schon längst aus anderen
Gründen zerfallen, wie beispielsweise wegen der Schindereinfälle um 1444.
durch die vielen Bauern die Grundlagen ihrer Existenz zerstört wurden64.

Krisen im 14. Jahrhundert

Anhand der neueren Literatur können wir nun einige Resultate und Hypothesen
zu den krisenhaften Entwicklungen im Untersuchungsraum zwischen Hochrhein.
Vogesen. Schwarzwald und Jura erörtern. Da die untersuchten Wirtschaftsquellen
-sie sind allesamt klösterlicher Provenienz - für das späte 13. und frühe 14.
Jahrhundert wenig zahlreich sind, sind die Aussagemöglichkeiten zu diesem Zeitraum
begrenzt. Damals begann der säkulare Vorstoß der Gletscherzungen, was als
Indiz für einen Klimawandel zu werten ist65. Zwischen 1303 und 1328 gab es einige
Jahre mit sehr kalten Wintern66. Zwar setzte nicht eine homogene Kaltperiode

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