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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 150
(PDF, 50 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0152
Die Klimaveränderung tat ihr übriges, um den Getreidebau zu hemmen. Doch
ausschlaggebend für den Zusammenbruch der Getreideproduktion in weiten Teilen
Europas sind nun nach Bork großflächige Erosionen und damit nicht die thermischen
Schwankungen, d. h. nicht die kühleren Sommertemperaturen und längeren
Winter, sondern die hygrischen Verhältnisse (Feuchtigkeitsverhältnisse). Für
Bork sind weder Abels Agrarkrisentheorie noch die Fehlsiedlungstheorie (Grenz-
ertragsböden) stichhaltige Erklärungen für die Wüstungen, vielmehr setzt er die
Ursache zeitlich vor der Pest an: So habe das Hochwasser des 19./20. Juli 1342
„alle anderen Überschwemmungen des Mittelalters und der Neuzeit an Ausmaß
und Bedeutung" übertroffen*\ „Die vollständige Abtragung von geringmächtigen
Lockersedimenten infolge extrem starker flächenhafter Bodenerosion" habe „das
Wüstfallen riesiger Flächen" ausgelöst. Betroffen waren nicht nur agrarisch intensiv
genutzte bzw. übernutzte Böden: denn die Erosion war nicht nutzungs- sondern
bodenprofilabhängig, d. h. sie betraf nicht, wie das bislang vertreten wurde, am
stärksten die intensiv genutzten Böden84. Die These ist höchst interessant, wenngleich
die Schwerpunkte der Bork'schen Untersuchungen in Nord- und Ostdeutschland
liegen, unter anderem im Eichsfeld bei Göttingen, in Oberhessen im
Gießener Raum, in der Heidelberger Gegend und im Kraichgau. Die Geologen haben
bisher in Talkerben, die durch lineare Erosion entstanden sind. Hunderte von
Bodenprofilanalysen vorgenommen, um ihre These zu entwickeln85.

Borks Feststellung, wonach die Tiefebene am Oberrhein von massiver flächenhafter
und linearer Erosion (so genanntes Kerbenreißen) verschont geblieben ist,
mag erklären, dass die ins 14. Jahrhundert datierbaren Hinweise auf Wüstungen in
den schriftlichen (urbariellen) Quellen vergleichsweise wenig zahlreich sind. Einen
kausalen Zusammenhang zwischen dem nach einer langen Dürrezeit eingetretenen
Hochwasser, dem Oberflächenabfluss des Regenwassers, der Bodenerosion
und den Missernten einerseits und der Landflucht andererseits herzustellen, erscheint
beim derzeitigen Forschungsstand verfrüht. Immerhin scheint der Starkregen
die von Vitoduran bezeugte Hungersnot von 1343 verursacht zu haben. Von
einem Hochwasser im fraglichen Zeitraum berichten drei oberrheinische Chronisten
, sie setzen es allerdings ins Jahr 134386.

Eine Häufung von „Krisenmeldungen" konstatiert Buszello auch für das Jah.
1364, im Anschluss an den Kältewinter von 1363/4: seit dem Erscheinen seines
Aufsatzes87 ist die Klimageschichte zum Schluss gekommen, dass es sich höchstwahrscheinlich
um den kältesten Winter des ganzen zweiten Jahrtausends handelte
. Die beiden längsten, ebenfalls sehr kalten Winter von 1305/6 und 1322/23 sind
nur mit den strengsten Wintern der letzten 300 Jahre zu vergleichen88.

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