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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 185
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Basel, in den Blick geraten lassen, und so nimmt es nicht wunder, dass auch die
Fortsetzungen der Chronik des Jacob Twinger von Königshofen auf den Telphy
von Franckenrich und seine 50.000 Mannen, das böse volck. wie auch hier formuliert
wird, zu sprechen kommen. Eingehend ist hier von der Niederlage des bösen
Volks im nahen Lebertal. genau datiert auf den Donnerstag in der Palmwoche
1445. die Rede ebenso wie von den erbeuteten Bannern der moerder, die jedermann
in der Kirche zu Schlettstadt sehen könne6*1.

Auch die niderloge der Schinder oder der Gecken, die do geschach zwuschent
Hagenbach und Tamberkyrch uff mittwoch nach des heyligen crutz tag zu herbst
[15. September 1445] wird ausführlich beschrieben67. Als die Schinder im Raum
Gebweiler Dörfer beraubten und Leute und Güter wegführten: Dis wart das laut
gerwar und sturmetent alle glocken, und kam ein groß volcke zue sarnmen zuefHesse
und zue rosse, und zugent dem volcke nach. Als die Schinder dies sahen, seien
sie geflohen. Ihnen setzten die Reiter nach, denn die Fußkämpfer konnten nicht
folgen, wanne es was wueste und regente. und die Reitersleute erstachen mehr als
200 und erbeuteten die Pferde. Wären die geburen rechtzeitig erschienen, so wären
noch viel mehr erstochen worden, wanne su grossen moertlichen schaden hattent
geton in dem Ober-Eilsaß mit roubmoerden und brande.

Dann räsonniert der Chronist, dass. wenn dem Adel es so ernst gewesen wäre
bezüglich der Schinder im Oberelsass wie der Bauernschaft, die Schinder nicht so
lange im Land hätten bleiben können. Aber der adel den nit vil darzu an allen enden
, wo su logent, wanne su durch den ade! worent in das lant kommen. Darumbe
doch manig edelman in disem lande verdorben ist. Doch dann erwähnt er einige
Edle namentlich, die dabei waren, als die Bösewichter niedergestochen wurden, so
Junker Bock von Staufenberg. Junker Heinrich Kappeler und noch andere mehr.
Leuchten in der düsteren Adelslandschaft am Oberrhein^!

Zuletzt soll noch ein Blick auf die politische Korrespondenz von Städten am
Oberrhein in dieser Krisenzeit geworfen werden: Hier steht aus Colmar69 wie aus
Straßburg"0 ein reicher Fundus an Überlieferung zur Verfügung. Es bietet sich an,
an den gerade in der Königshofener Fortsetzung angesprochenen Vorwurf, der
Adel habe weitgehend versagt, anzuknüpfen: Am 18. September 1444 haben sich
Bürgermeister und Rat von Colmar an den bereits im Bund vom 5. Februar 143971
engagierten Ritter Reinhard von Neipperg. Stellvertreter des Reichslandvogts
Pfalzgraf Ludwig, gewandt und erinnerten an den letzten Kontakt, den sie miteinander
hatten, als Reinhard wegen des fremden Volkes, welches ins Elsass eingefallen
war. bei ihnen war, womit der Abschluss des Bundes 1439 gemeint sein dürfte72
.

Die Colmarer sprechen die Ausschreitungen aller Arten, die Tötung und Misshandlung
von Männern, die Vergewaltigung und Entehrung von Frauen und Kindern
, die Verwüstung des Landes an. Die Unverschämtheit dieser Fremden werde
immer unerträglicher von Tas zu Tas. und es sei zu befürchten, dass einige kleine
Orte in der Nachbarschaft dem Reich entzogen werden. Doch es gebe noch eine
andere Gefahr: Gewisse Anzeichen sprächen dafür, dass das kleine Volk in den

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